Hamburg, 21.5.2025. Für unser Obst und Gemüse brauchen wir gesunde Böden, gesundes Wasser – und Bienen und andere Insekten, die die Pflanzen bestäuben. Doch in Deutschland sind im Laufe der letzten 35 Jahre bereits 70 bis 80 Prozent aller Fluginsekten verschwunden. Und das betrifft nicht nur seltene Arten, sondern auch solche, die früher überall zu finden waren.
„Der Kleine Fuchs ist ein orangefarbener Schmetterling, den früher jedes Kind kannte, den wir aber in den letzten Jahren immer seltener sehen. In einigen Jahren könnte er womöglich ganz verschwunden sein“, so Wolfram Hammer, der für den BUND u.a. an den Volksdorfer Teichwiesen aktiv ist.
Wenn eine Art verschwindet, leiden viele andere
Der kleine Fuchs ernährt sich unter anderem von Apfelbaumblüten, ohne Bestäuber wie ihn würden die Früchte gar nicht wachsen. Außerdem wirkt sich sein Verschwinden auf das gesamte Nahrungsnetz aus: Viele Singvögel ernähren ihre Küken mit Raupen von Schmetterlingen und anderen Insekten. Gibt es von diesen weniger, haben es die Vögel immer schwerer, ihren Nachwuchs aufzuziehen. Und weniger Singvögel bedeuten wiederum weniger Nahrung für Greifvögel.
„Es ist wie ein Kartenhaus: Zieht man unten eine Karte heraus, so wird das ganze Gebilde instabil,“ erklärt Sabine Sommer, Vorsitzende des BUND. „In der Natur sind die verschiedenen Arten durch ein komplexes Netz miteinander verbunden. Je mehr Arten verschwinden, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass das ganze Ökosystem zusammenbricht. “
Hamburg muss mehr für den Artenschutz tun
Um dieses Problem zu lösen, braucht es laut BUND mehr Flächen, auf denen die Natur sich ungestört entwickeln kann. „Die meisten Naturschutzgebiete in Hamburg sind für funktionierende Lebensgemeinschaften deutlich zu klein und werden zu stark von außen gestört – etwa durch nahegelegene Wohngebiete oder Straßen“, so Sommer. Besonders kritisch sieht der BUND aktuelle Bauprojekte wie Oberbillwerder oder die Fischbeker Reethen. Diese liegen nah an bestehenden Schutzgebieten wie den Boberger Dünen oder dem Moorgürtel. „Mit solchen Planungen gefährdet Hamburg bewusst die Artenvielfalt“, kritisiert Sommer. „Wir müssen Lebensräume auch in einer Großstadt wie Hamburg so schützen und gestalten, dass sich die Natur ungestört entwickeln kann.“
Was jeder tun kann
Der BUND betreut in Hamburg acht Streuobstwiesen – kleine Paradiese für die Artenvielfalt. Auf einer solchen Wiese können bis zu 5.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten leben: Insekten, Vögel, Kleinsäuger, Fledermäuse, Eidechsen, Amphibien und seltene Pflanzen. Für deren Erhalt ist der BUND das ganze Jahr über mit vielen Ehrenamtlichen im Einsatz. Wer etwas gegen den Artenschwund tun möchte, kann hier aktiv werden.
Und auch im eigenen Garten oder auf dem Balkon kann jeder etwas für die Artenvielfalt tun:
- Heimische Kräuter und Blühpflanzen wie Klee oder Flockenblumen anpflanzen
- Wilde Ecken mit aufgeschichteten Ästen und Zweigen belassen
- Auf Pestizide und übermäßiges Düngen verzichten
- Dem Kleinen Fuchs zuliebe auch Brennnesseln wachsen lassen – die Lieblingsspeise seiner Raupen
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig (iDiv) https://idiv-biodiversity.de/de/news/news_single_view/5231.html
Pressefotos: Tag der Artenvielfalt 2025 | Flickr
Für Rückfragen:
Milena Fischer, Leitung Kommunikation, kommunikation(at)bund-hamburg.de, Tel. 040 - 600 387 12