Ein Naturschutz-Wanderweg in Gedenken an Harald Köpke
Der Ende 2021 verstorbene Harald Köpke war jahrzehntelang Naturschützer im Süden Hamburgs und ehemaliger Landesvorsitzender des BUND Hamburg. Wir möchten auf die Natur- und Artenschutzprojekten und die Themen, die ihn bewegt haben aufmerksam machen und Mitmach-Möglichkeiten zeigen.
Harald Köpke

Harald Köpke war ein unermüdlicher Kämpfer für die Natur in Wilhelmsburg, Hamburg und darüber hinaus. Er war im besten Sinne unbeirrbar und authentisch auf eine menschlich herzliche Art.
Die Umwelt fest im Blick konnte sich Harald an den vielen spannenden kleinen und großen Geschichten der Natur berauschen. Bei ihm blieb es allerdings nicht beim staunenden Beobachten, sondern seiner Begeisterung folgten gezielte Aktionen und handfestes Anpacken, wie z.B. die Pflege von Kopfweiden und Streuobstwiesen, der Bau von Nisthilfen und vieles Mehr.
Aufgrund seines unermüdlichen Engagements, aber auch seiner Kompetenz im Naturschutz war Harald Köpke in Hamburgs Behörden gleichermaßen geschätzt und gefürchtet. Seine Begeisterung für die Natur sprang auf alle über, die ihn bei seinen Führungen und Exkursionen begleiten durften. Mit seiner zupackenden Art motivierte und begeisterte er viele Menschen, sich ebenfalls für die Natur einzusetzen. Er selbst konnte sich in Bewunderung für kleine Wildbienen vertiefen, scheute aber auch vor dem Einsatz von Baggern nicht zurück, um Flächen für die Natur wieder herzurichten.
Harald Köpke hatte sich über 35 Jahren im BUND Hamburg engagiert, war elf Jahre im Vorstand des Landesverbands, davon acht Jahre als Vorsitzender. Auch mit anderen Verbänden wie dem Botanischen Verein, dem NABU oder der Loki-Schmidt-Stiftung arbeitete er immer gerne zusammen. Von der Gründung 1999 bis zu seinem Tod war Harald Mitglied des Stiftungsrates der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung (NUE). Auch an der Gründung der Stiftung Ausgleich Altenwerder war Harald maßgeblich beteiligt. Im Jahr 1996 überreichte ihm Loki Schmidt die »Silberpflanze« für sein herausragendes Engagement.
Sich für die Natur zu begeistern und sich für deren Schutz aktiv einzusetzen - dafür braucht es Menschen wie Harald Köpke, dafür braucht es Naturschutzverbände und Stiftungen, aber dafür braucht es auch jeden Einzelnen von uns.
Artenschutz am Trafohaus

Bereits in den 90er Jahren hat der BUND Hamburg zehn ausgediente Trafostationen übernommen, um dort Wohnmöglichkeiten für Wildtiere zu schaffen. Hier in Wilhelmsburg hat sich Harald Köpke maßgeblich um den ökologischen Umbau und die Einrichtung dieses Trafohauses gekümmert.
Gebäudebrüter finden an neuen, sanierten Häusern kaum mehr Platz und Brutmöglichkeiten. Wir konnten Mehlschwalben, Spatzen und Mauerseglern am Trafohaus eine neue Heimat bieten. Wenn die Mauersegler und Mehlschwalben von Mai bis Anfang August hier gemeinsam unterwegs sind, können wir ihre Unterschiede gut erkennen.
Lehmwand für Insekten: An der Ostseite des Trafohauses befinden sich Nisthilfen für Insekten. Schornsteinwespen bauen hier jedes Jahr ihre krummen, filigranen Röhren erst auf und dann wieder ab. Goldwespen beobachten sie dabei ganz genau und warten auf ihre Gelegenheit: Sie nutzen die Arbeit der Schornsteinwespen aus und legen ihre Eier in deren Brut.
Fledermäuse könnten das Trafohaus auch als Quartier nutzen, für sie gibt es verschiedenen Kästen. Bislang konnten wir jedoch noch keine beobachten. Meldet Euch gern bei uns, wenn ihr hier Fledermäuse beobachtet. Harald hätte es sehr gefreut, wenn mehr Arten einziehen würden.
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und ein Trafohaus allein keinen Naturschutz.
Das alte Trafohaus als Quartier für viele verschiedene Tiere - das funktioniert nur, wenn die Tiere in der Umgebung auch weitere Lebensräume und Nahrung finden. Insekten finden auf blütenreichen Flächen Nektar und Pollen. Vögel finden dort wiederum Insekten. Ein Trafohaus allein genügt also noch keiner Schwalbe. Daher ist es wichtig, dass in der Umgebung Landwirte Blühflächen einsäen und artenreiche Ausgleichsflächen vorhanden sind.
Wir vom BUND Hamburg kümmern uns weiterhin um das Trafohaus. Wir freuen uns, wenn ihr uns dabei tatkräftig mit Beobachtungen oder mit Spenden unterstützt.
Schon gewusst?
Hier gibt es weitere spanndende Fakten:
- Mauersegler können bei ihren Flügen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h erreichen. Meistens sind sie jedoch aufs Energiesparen aus – die langen, schmalen, sichelförmig gebogenen Flügel verschaffen viel Auftrieb und haben wenig Luftwiderstand, ermöglichen so langes Segeln und Gleiten.
- Der Mauersegler ist so auf ein Leben in der Luft eingerichtet, dass seine kurzen Beine und kleinen Füße ihm das Starten von ebenem Grund nicht ermöglichen. Er kann den Körper nicht genug aufrichten, um genügend Luft unter seine großen Flügel zu bekommen.
- Sein luftverbundenes Leben spiegelt sich auch im lateinischen Namen des Mauerseglers wider: Apus apus. Das bedeutet »fußlos«. Ein am Boden liegender Mauersegler braucht immer (!) Hilfe. Selbst wenn er erwachsen und unverletzt ist, kann er in der Regel nicht vom Boden aus starten.
- Haussperling und Star stehen seit 2018 auf der Roten Liste der Brutvögel in Hamburg.
- Gemeinsam geht´s besser:
Spatzen sind gesellige Tiere, die in kleinen Trupps zusammenleben. Ob singen, Futter suchen, baden oder Nachwuchs aufziehen – sie machen alles gemeinsam. Selbst zum Schlafen sammelt sich der Trupp in einem Versteck. Das Leben in der Gruppe hat einen entscheidenden Vorteil: Es bietet Schutz, denn viele Augen erkennen Gefahren schneller als zwei. - Das Nest der Mehlschwalben besteht aus etwa 2500 Schnabelladungen Schlamm.
Gemeinsam Kiebitze schützen

Der Verlust von feuchtem, offenem Grünland treibt immer mehr Arten in durch Ackerbau dominierte Landschaften. In besonderer Weise trifft dies auf den Kiebitz (Vanellus vanellus) zu, einen Charaktervogel des Offenlandes.
Kiebitze gehörten zu den Lieblingsvögeln des Charakterkopfes Harald Köpke, dessen Einsatz für den Landschafts- und Artenschutz in der NDR Nordreportage "Der für den Kiebitz kämpft" dokumentiert ist.
Nistplätze in Gefahr
Als Bodenbrüter mit dem Bedürfnis weit schauen zu können, haben es Kiebitze nicht ganz einfach in unserer vielfach genutzten Landschaft. Woher sollen die Kiebitze wissen, dass die großen, offenen Flächen, auf denen sie so gerne brüten, Äcker sind, die bewirtschaftet werden? Ihre natürliche Tarnung bewahrt sie zwar vor Fressfeinden; sie bewirkt aber auch, dass Landwirte sie bei der Bearbeitung ihrer Felder übersehen können.
Das wollen wir gemeinsam verhindern! Leute vor Ort, Landwirte, die Stiftung Ausgleich Altenwerder, die Umweltbehörde und der BUND Hamburg - alle haben sich vorgenommen, dass möglichst viele Kiebitze hier in Wilhelmsburg einen sicheren Platz zum Brüten finden sollen. Landwirte bekommen die Infos von Kiebitzguckern, wo sich auf ihren Flächen brütende Kiebitze befinden. So können die Nester markiert werden und bei der Bearbeitung der Flächen ausgespart werden.
Kiebitz Küken brauchen Futter
Wenn sie nach knapp vier Wochen aus den Eiern schlüpfen, werden die Kiebitz Küken von ihren Eltern zu geeigneten Futterplätzen geführt, wo sie sofort eigenständig picken und fressen. Die Obhut und die Warnrufe der Eltern bewahren sie vor allerhand Gefahren; Futter suchen müssen die Kleinen jedoch von Anfang an selbst. Daher ist es wichtig, dass es neben den Brutgebieten auch Flächen gibt, auf denen die Kiebitz-Familien Futter und Deckung finden können.
Dazu dient diese Fläche der Stiftung Ausgleich Altenwerder. Es gibt hier eine große flache Senke, die sich im Winter mit Wasser füllt und an deren langen Uferlinien die Kiebitze bis weit ins Frühjahr hinein Nahrung finden können. Wenn es im Winter nicht ausreichend geregnet hat, um die Senke zu füllen, kann mit Pumpen nachgeholfen werden.
Schon gewusst?
Hier gibt es weitere spanndende Fakten:
- Im Deutschen trägt der Kiebitz seinen Namen nach seinem auffälligen Flugruf (kie-wit). Das englische Wort für Kiebitz ist lapwing. (leap = Sprung, Satz, hüpfen; wing = Flügel) - Name bezieht sich auf seinen Balzflug. Auf die Flügelform bezieht sich sein lateinischer Name Vanellus vanellus, was „kleiner Fächer“ bedeutet.
- Sein Flugstil ist eher gemächlich und mit seinen breiten, runden Flügeln schaufelt er sich regelrecht durch die Luft.
- Auf dem Kopf haben Kiebitze eine auffällige Federhaube. Die ist lang und schmal und steigt nach schräg oben an. Sie wird auch als „Holle“ bezeichnet.
- Der weiteste Kiebitzflug wurde 1927 beobachtet. Ein Schwarm flog über den Atlantik bis nach Neufundland.
- Beid er Nahrungssuche klopffen Kiebitze manchmal mit einem Fuß leicht auf den Boden. Damit wollen sie vermutlich das Geräusch von Regentropfen nachahmen, um Würmer an die Erdoberfläche zu locken und diese zu verschlingen.
- Kiebitze sind bei der Nahungssuche so erfolgreich, dass sie manchmal von Möwen verfolgt werden, die ihnen die gefangenen Würmer wieder abnehmen wollen.
Der Weißstorch (Ciconia ciconia) in Wilhelmsburg

Störche brauchen neben geeigneten Lebensräumen auch Nistplätze. Harald Köpke hat hier im Wilhelmsburger Osten zwei Strochenhorste installiert. Einer dieser Horste verzeichnet seit dem Jahre 2004 immer wieder erfolgreiche Bruten mit zwei bis fünf Jungen. Wenn jedoch nicht genügend Futter für alle da ist, schmeißen die Eltern schon mal ein Jungtier aus dem Nest. Das klingt zwar etwas hart - es sichert aber den übrigen Jung-Störchen eine höhere Überlebenschance.
Futter für den Storch
Wie groß sind die Chancen, dass die Störche sich hier weiterhin wohlfühlen und erfolgreich brüten? Neben den Nistplätzen entscheidet das Nahrungsangebot über das Wohlbefinden der Störche. Beim Futter für Störche kommt es auf die Mischung an: Insekten, Mäuse und Amphibien, für die Storchenküken eher Regenwürmer.
Die Bestände von Insekten und Fröschen sind hier im Wilhelmsburger Osten in den letzten Jahren stark rückläufig. Weniger Schmetterlinge, weniger Heuschrecken, viel weniger Frösche… das macht uns Sorgen. Sie sind Nahrungsgrundlage für viele Arten - nicht nur für Störche. Aber gerade die Störche können uns das Problem beispielhaft vor Augen führen.
Warum gibt es weniger Insekten und Frösche?
Die Gründe sind vielfältig: Die Intensivierung der Landwirtschaft, der vermehrte Einsatz von Spritzmitteln, der Verlust von Grünland, die periodische starke Trockenheit durch die Klimakrise, Entwässerung, schlechte Wasserqualität, der Verlust und die Zerschneidung von Lebensräumen.
Zukunft für Storch & Co.!?
Wiesen und Weiden, Gräben und Gewässer mit guten Wasserständen und guter Wasserqualität sind wichtige Voraussetzungen für das Fortleben vieler Arten. Auf den Ausgleichsflächen hier am Jakobsberg werden naturnahe Lebensräume gefördert. Ob dies allerdings ausreichend und noch rechtzeitig für Insekten, Amphibien und z.B. Störche geschieht, ist noch nicht absehbar. Noch kommen die Störche jedes Jahr wieder hierher.
Schon gewusst?
Hier gibt es weitere spanndende Fakten:
- Die größten Vogelnester bauen Adler und Störche. Ein Storchennest kann über 1,5 meter Durchmesser haben und auch genauso tief werden.
- Störche können nicht singen, stattdessen klappern sie mit dem Schnabel. Sie klappern um sich als Paar zu finden und sie klappern zur Begrüßung des Partners.
Streuobstwiese Jakobsberg

Die Streuobstwiese auf dem Jakobsberg ist Ende der 1940er Jahre als Ertragsfläche angelegt worden. Es wurde überwiegend die Sorte Golden Delicious gepflanzt, zudem Ingrid Marie und James Grieve, die damals gut zu verkaufen waren. Seit den 1970er Jahren wird die Fläche nur noch extensiv genutzt. Ein Teil der Bäume wurde damals gerodet. Auf der extensiv genutzten Obstwiese mit ihren älter werdenden Bäumen haben sich im Laufe der Jahrzehnte eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen angesiedelt. Ab Anfang der 90er Jahre wurde die Obstwiese zuerst gemeinsam mit der GÖP und ab Mitte der 90er Jahre alleine vom BUND Hamburg gepflegt. Seit 2011 ist die Wiese im Besitz der Stiftung Ausgleich Altenwerder und wird mit dem BUND zusammen betreut.
Die Obstwiese liegt leicht erhöht und grenzt an eine Wettern und einen Altarm mit Sumpfstreifen. Dieser Altarm war vor der Eindeichung des Gebietes ein Seitenarm, der von der Elbe durchströmt war. Durch die Ablagerungen der Elbe ist auch die leichte Erhebung der Fläche entstanden, auf der heute die Obstbäume stehen. Die Obstwiese ist von Bäumen und Büschen umgeben, die ein für Obstanbau positives Kleinklima bewirken. Auf der Südseite werden die Äste, die beim Baumschnitt anfallen, aufgeschichtet und bieten so Unterschlupf für verschiedenen Tiere. Viele von ihnen bringen Saat von Bäumen und Büschen mit, die hier dann geschützt heranwachsen.
Nachpflanzungen und Pflege der Wiese
Die ursprünglich geringe Sortenauswahl wurde durch Neupflanzungen von alten und regionalen Sorten ergänzt. Es kamen weitere Apfelsorten hinzu sowie Birnen, Kirsch- und Pflaumenbäume. Im Winter werden die Obstbäume beschnitten. Dieser Schnitt hat das Ziel, die Bäume möglichst lange vital zu erhalten. Denn alte Obstbäume bieten vielseitige Nist-, Versteck- und Nahrungsmöglichkeiten für verschiedene Tiere, wie z.B. Insekten oder Vögel. Damit die Wiese nicht verbuscht, müssen regelmäßig Gehölze entfernt werden, gemäht bzw. beweidet werden. In den letzten Jahren haben Galloway-Rinder die Gräser und Sämlinge kurz gehalten.
Erntezeit
Auf Anfrage können Kitas und Schulen im Herbst zum Jakobsberg kommen – zur Apfelernte und zum Testen der verschiedenen Apfelsorten. Ein Teil der Äpfel wird von sozialen Projekten eingesammelt und zu leckerem Apfelsaft verarbeitet. Wenn viele Äpfel an den Bäumen hängen, gibt es einen Ernteaufruf über den BUND. Wer sich anmeldet, bekommt Äpfel satt für den Eigenbedarf. Viele Äpfel bleiben jedoch auch auf der Wiese und dienen so Tieren bis in den Frühling als Nahrung.
Stiftung Ausgleich Altenwerder
Durch den Bau des Containerterminals in Altenwerder sind naturnahe und wertvolle Biotope zerstört worden. Die vom BUND Hamburg gegründete „Stiftung Ausgleich Altenwerder“ hat das Ziel diese Verluste auszugleichen, indem Maßnahmen für den Naturschutz in Hamburg umgesetzt werden.
Mit der Zerstörung der Kulturlandschaft von Altenwerder gingen auch viele Streuobstwiesen verloren. Deswegen gehört es zu den Aufgaben der Stiftung, Obstwiesen zu erhalten und zu fördern. In Altenwerder hat in einer Höhle eines Apfelbaums sogar noch ein Steinkauzpaar gebrütet; mittlerweile gibt es in Hamburg leider keine aktuellen Nachweise des Steinkauzes mehr.
Der Lebensraum Streuobstwiese
Streuobstwiesen sind ein ganz besonderer Lebensraum – sogenannte Hotspots der Biodiversität, denn sie bieten Lebensraum für eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten, unter ihnen auch viele bedrohte Arten. Grund für diesen Artenreichtum sind die unterschiedlichen Strukturen, die Lebensräume für diverse Arten bieten können. Zudem bieten sie unterschiedlichste Nahrungsquellen in Form von Pollen, Nektar, reifem Obst und Insekten. Streuobstwiesen sind in der heutigen Zeit von besonderem Wert.
Hier am Jakobsberg wohnen zum Beispiel Ringelnattern, die sich auf der Wiese sonnen und in den randlichen Strukturen viele Verstecke finden. Ein Paar des Neuntöters brütet hier seit vielen Jahren. Neuntöter jagen Insekten und brauchen Gehölze mit Dornen, da sie auf den Dornen ihre Beute zum Zwischenlagern aufspießen. Verschiedenen Wildbienen sind hier zuhause, Hornissen nutzen Baumhöhlen oder auch Nistkästen für ihre Nester, Fledermäuse haben hier ihr Jagdgebiet und Kammmolche fühlen sich in den Gewässern und den umgebenden Landlebensräumen wohl. Die Breitblättige Stendelwurz und Sumpfdotterblumen wachsen an den Rändern der Fläche.
Wenn Landwirtschaft (mit Monokulturen und mit Einsatz von Pestiziden) Flächen intensiv nutzt, bleibt wenig Platz für diese Artenvielfalt. In Städten stellt der hohe Anteil an Flächenversiegelung nach wie vor ein großes Problem dar. Gerade deshalb ist der Erhalt von solchen Rückzugsräumen wichtiger denn je.
Streuobstbestände sind ein Teil der Kulturlandschaft. Sie sind vom Menschen geschaffen und ihr Weiterbestand kann nur gesichert werden, wenn sie gepflegt und bewirtschaftet werden. Streuobstwiesen-pflege ist daher aktiver Natur- und Artenschutz, trägt zur Erhaltung alter Obstsorten bei und erfreut uns und viele Tier- und Pflanzenarten mit einem wundervollen Naturraum.
Obstsortenvielfalt
Warum legen wir Wert auf die Pflanzung von alten und regionalen Sorten? Im Supermarkt finden sich meist nur wenige Apfelsorten und oftmals neue Sorten, die sich für den Verkauf eignen. Doch Äpfel können so viel mehr! Alte Sorten können widerstandsfähiger und robuster gegenüber Krankheiten sein, sie bieten viele verschiedene Geschmacksnoten, Aussehen, Farben und Eigenschaften. Einige lassen sich bis in den nächsten Sommer lagern, einige können schon im Juli geerntet werden, andere sind erst ab Januar genussreif. Zudem sind viele alte Sorten auch für Allergiker geeignet. Diese Vielfalt wollen wir erhalten!
Schon gewusst?
Hier gibt es weitere spanndende Fakten:
- Was ist eigentlich eine Streuobstwiese und warum “Streu”-Obstwiese? Auf Einer Streuobstwiese stehen die Meist hochstämmigen Obstbäume, "verstreut" in der Landschaft. Die Bäume unterschiedlicher Sorten und Alters stehen so weit auseinander, dass jeder Baum genug Platz und Licht zum Wachsen hat. auf chemisch-synthetische Pestizide und künstlichen Dünger wird verzichtet.
- Der sogenannte Kulturapfel (Malus domestica) Entstand durch Kreuzungen von WIldäpfeln. Seine ursprüngliche Heimat ist Zentral Asien.
- Weltweit gibt es heute etwa 30.000 Apfelsorten. In Deutschland sind Es ca. 1.500.
Der Klappertopf in Wilhelmsburg

Der Klappertopf ist eine einjährige Pflanze – er samt sich in jedem Jahr aus und muss dann im Folgejahr aus der Saat neu keimen. Wir versuchen ihn hier am Wegesrand am Jakobsberg einen guten Standort zu erhalten. Eine weitere schöne Klappertopf-Wiese in Wilhelmsburg befindet sich westlich der Autobahn. Für deren Erhalt haben sich Harald Köpke und Loki Schmidt eingesetzt. Ihr Einsatz hat sich gelohnt – die Wiese mit den Klappertöpfen existiert noch immer.
Der Große Klappertopf (Rhinantus serotinus)
Der Klappertopf ist eine besondere Wiesenpflanze, ein sogenannter Halbschmarotzer: seine Wurzeln dringen in die Wurzeln von Gräsern ein und bedienen sich dort an Wasser und Nährsalzen. Die „angezapften“ Gräser können dadurch etwas geschwächt werden. Dort können sich dann andere Blütenpflanzen leichter etablieren und so zu mehr Vielfalt beitragen. Außerdem bietet der Klappertopf für Hummeln und Schmetterlinge eine gute Nektarquelle.
Schon gewusst?
Hier gibt es weitere spanndende Fakten:
- Wenn die Samen vom Klappertopf reif sind und die Pflanze im Wind wackelt, dann rascheln und klappern die Samen im trockenen Kelch, daher der Name: Klappertopf
- Fotosynthese betreibt der Klappertopf in seinen grünen Blättern selbst. Daher wird er als Halbschmarotzer bezeichnet. Ein Vollschmarotzer würde auch noch den Zucker aus der Fotosynthese bei seinem Wirt holen und braucht dann selber nicht mal mehr grüne Blätter
Wasser für die Frösche: Moorfrosch

Um mehr Wasser auf die von der Loki Schmidt Stiftung gepachteten Fläche zu bekommen, hat Harald in den 80er Jahren am Jakobsberg eine Wind-Wasser-Pumpe installiert. So hatten die Moorfrösche genügend Wasser in den Gräben für die Balz, die Ablage ihrer Eier und die Entwicklung ihrer Kaulquappen.Damit hat er die Froschpopulation in Zeiten niedriger Wasserstände am Leben erhalten! Um diese Population auch weiterhin zu bewahren, wurde die Pumpe 2024 erneuert.
Moorfrösche in Gefahr
Leider sind die Moorfrösche hier in den letzten Jahren immer seltener geworden. Die Gründe sind vielfältig: trockene Jahre, der Rückgang von Insekten (als Nahrung), die intensivere Landwirtschaft, die Belastung des Wassers in den Gräben mit Medikamenten, Spritzmitteln und weiteren Substanzen, der Klimawandel. Diese Probleme treffen Amphibien besonders. Frösche sind jedoch ein wichtiger Teil des Nahrungsnetzes: sie fressen Insekten, wie z.B. Mücken, und werden wiederum von Störchen und Ringelnattern und anderen Tieren gefressen.
Schon gewusst?
Hier gibt es weitere spanndende Fakten:
- Während der (nur wenige Tage andauernden) Balz sind die meisten Moorfroschmännchen himmelblau. Eine unglaubliche Farbe. Wer das einmal gesehen hat, ist fasziniert!
Kulturlandschaft und Ausgleichsflächen erhalten – Keine Autobahn!
Die alte Kulturlandschaft im Wilhelmsburger Osten ist geprägt durch den Standort in der Elbmarsch. Die Elbe hat vor der Eindeichung mit weit verzweigten Elbarmen und kleinen Inseln die Landschaft geprägt. Ohne die Deiche würde die Elbe zweimal am Tag (bei Flut) die Fläche einnehmen. Deiche und Grünland mit Gräben (zur Be- und Entwässerung) prägen heute die Landschaft. Der Untergrund der Elbinsel ist vielschichtig, neben Lehm und Klei gibt es immer wieder Torfschichten.
Wenn unser Blick über die Flächen nach Westen schweift, ist die Autobahn 1 zu sehen. Zu überhören ist sie auch nicht.
Zukünftig soll an dieser Autobahn gebaut werden.
A26 Ost
Die A26 Ost soll, von Westen von der A7 kommend, auf Höhe der jetzigen Raststätte Stillhorn an die A1 anschließen. Dafür müsste die Raststätte weg und die A1 würde verbreitert werden.
Eine der vielen negativen Folgen ist die Entnahme großer Mengen Torf (80.000qm) im Bereich Kornweide/Finkenriek. Die ausgegrabenen Torfe sollen in einem Torflager aufgeschichtet werden. Damit sie sich nicht klimaschädlich zersetzen, müssen die Torfe dauerhaft bewässert werden.
Aber Torf ist am besten da aufgehoben, wo er gerade ist – in der nassen Tiefe. Wenn er an die Luft kommt, wird der im Torf gebundenen Kohlenstoff frei gesetzt und das würde die Klima-Erwärmung weiter beschleunigen. Zudem würde der Bau der A26 Ost wichtige Lebensräume zerstören - das betrifft u.A. Moorfrosch, Kiebitz und Kleinspecht.
Ausbau A1
Der zweite Teil der Autobahnvorhaben ist der Ausbau der A1 auf der gesamten Elbinsel. Im Bereich der Bebauung von Kirchdorf Süd ist in diesem Zuge nun endlich Lärmschutz geplant. Der war schon länger fällig – doch dafür sollte die Autobahn nicht ausgebaut werden müssen! Die offenen Flächen des Wilhelmburger Ostens sollen jedoch auch nach der Verbreiterung der A1 keinen Lärmschutz erhalten. Dabei würde dann noch mehr Verkehr auf dieser Strecke rollen und es damit noch lauter werden! Zu laut ist es hier heute schon. Neben Flächen der Stiftung Ausgleich Altenwerder liegen direkt an der Autobahn Ausgleichsflächen für Eingriffe in die Natur an anderer Stelle. Was sind das für Ausgleichsflächen, wenn sie mehr und mehr verlärmt werden?
Harald hat sich immer für gut funktionierende Ausgleichs-flächen eingesetzt, denn nur so haben wir eine Chance, dass Tiere und Pflanze trotz aller Eingriffe gute und geeignete Lebensräume finden. Der geplante Aus- bzw. Neubau von Autobahnen beeinträchtig diese Ausgleichsflächen!
Schon gewusst?
Hier gibt es weitere spanndende Fakten:
- Nicht nur extrem klimaschädlich, sondern auch extrem teuer! Die A26 Ost wäre mit 2,4 mrd. Euro für 9,7 km eine der teuersten Autobahnen
- Lärm ist Umweltverschmutzung! Nicht Nur Menschen, sondern auch Tiere leiden unter Lärmbelästigung.
Anreise und weitere Infos
Anfahrt:
Mit dem ÖPNV erreicht ihr den Wanderweg am besten über die S-Bahn Station Wilhelmsburg. Von dort könnt ihr entweder direkt zu Fuß starten oder ihr nehmt den Bus 155 bis zur Haltestelle Siedenfelder Weg (Mitte).
Wer den Weg nicht hin und zurück wandern möchte kann auch bis zur Haltestelle Schützenhof (Stillhorner Weg) wandern und von dort den Bus 351 zurück zur S-Bahn Station Wilhelmsburg nehmen.
Hinweis: Die Busse fahren zum Teil nur 1x pro Stunde.
Weitere Ziele rundherum:
Wenn ihr die Wanderung noch erweitern möchtet kommen hier weitere Tipps für sehenswerte Ziele rundherum:
- Naturschutzgebiet Heuckenlock -> einer der letzten Tideauenwälder Europas (bei der Planung der Wanderung sollte die Tide berücksichtigt werden)
- Bunthäuser Spitze
- Kreetsand
Förderer
Gefördert durch die Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung (NUE) aus Erträgen aus der Lotterie BINGO! Die Umweltlotterie.
