Jeder weiß, was so ein Mai-
Käfer für ein Vogel sei.
In den Bäumen hin und her
Fliegt und kriecht und krabbelt er.
Was Wilhelm Busch im Jahre 1865 in seinem berühmtesten Werk „Max & Moritz“ beschrieb, ist heute leider immer weniger zu beobachten. Zwar sind die Feldmaikäfer (Melolontha melolontha) nach wie vor bekannt, doch zumeist nur noch als Schokoladen-Gruß.
Groß, braun, fächerartige Fühler, schwarzes Halsschild sowie ein schwarzweißes Zickzackmuster an der Seite – die Bestimmung der Art ist definitiv kein Problem. Doch lassen sich Männchen und Weibchen unterscheiden? Leicht sogar, denn die "Nasen" des männlichen Maikäfers, die mit Geruchssensoren besetzten Fühler, sind deutlich größer als die des Weibchens. So protzt der Maikäfermann mit 50.000 Sensoren, die ihm beim Auffinden des weiblichen Geschlechts helfen (, welches nur 8.000 Sensoren besitzt).
Jetzt im Mai ist die Hauptflugzeit der Tiere. Ihr Ziel? Fressen und fortpflanzen. Nach der Begattung legen die Weibchen ihre Eier schubweise mit etwas Kot in die Erde. Der Kot liefert den geschlüpften Larven Bakterien zur Verdauung von Wurzeln, ihrer Nahrungsgrundlage. Und das war es dann schon mit dem kurzen Käferleben: Die Männchen sterben nach der Begattung, die Weibchen nach der Eiablage. Die Larven hingegen, Engerlinge genannt, wachsen in drei bis vier Jahren auf eine Größe von etwa 6 Zentimetern heran und verpuppen sich. Im Herbst schlüpfen die Käfer, bleiben aber den Winter über in ihre "Puppenwiege" und fliegen meist im Mai aus – daher ihr Name.
Alle vier Jahre sind deshalb "Maikäferjahre". Zusätzlich kommt es etwa alle 30 Jahre zu Massenplagen, ein Rhythmus, der wohl im Zusammenhang mit dem Auftreten von Krankheiten und Parasiten steht, die die Käfer befallen. Im Jahr 1911 wurden auf einer Fläche von 1.800 Hektar 22 Millionen Käfer gesammelt, in Wien 1951 sogar eine Milliarde Tiere. Die Maikäfer ernähren sich von Blättern verschiedener Laubbäume, welche den Blattverlust durch erneutes Ausschlagen im Juni oft kompensieren. Der Wurzelfraß durch Engerlinge hingegen kann schwere Schäden verursachen. In den 50er und 60er Jahren hat man Massenvorkommen mit (dem heute verbotenen) DDT bekämpft.
Doch gab es noch ein weiteres Mittel, den periodischen Käferplagen Herr zu werden. Hat jemand Hunger? Als es noch keine Schokokäfer gab, wurden die echten Maikäfer gerne verzehrt. Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden sie geröstet und als Maikäfersuppe verspeist oder auch kandiert zum Dessert gereicht … Sicherlich effektiver als ein französischer Gerichtsbeschluss aus dem Jahr 1320: Er befahl den Maikäfern, sich zurückzuziehen, wenn sie nicht als vogelfrei gelten und ausgerottet werden wollten.
Beobachtungs-Tipp: Meist fliegen sie abends aus und lassen sich dann beim Fressen betrachten, bevorzugt an Eiche, aber auch an Buche, Ahorn und verschiedenen Obstbäumen. Beobachten ist natürlich erlaubt, das massenhafte Einsammeln wie bei Max und Moritz sollten Sie unterlassen.
Ebenfalls im Mai haben wir die Möglichkeit, die größten Wespen Deutschlands zu beobachten: Hornissen (Vespa crabro).