Anlässlich des Earth Overshoot Day am 1. August demonstriert der Arbeitskreis Suffizienz des BUND Hamburg heute vor dem Hamburger Rathaus. Der „Erdüberlastungstag“ markiert den Tag, an dem die Menschheit alle Ressourcen verbraucht hat, die die Erde innerhalb eines Jahres zur Verfügung stellt. Der Tag ist ein Symbol für das kollektive Versagen der Menschheit und insbesondere des globalen Nordens mit hohem Konsum und Energieverbrauch. Doch am geplanten Bau der A 26 Ost zeigt sich deutlich, dass die Hamburger Politik trotz der begonnenen globalen Klima- und Aussterbekrise nicht gewillt ist, eine fossilfreie, zukunftsfähige Politik umzusetzen.
Dazu Dr. Wolfgang Lührsen, Co-Sprecher des Arbeitskreises Suffizienz des BUND Hamburg:
„Der morgige Earth Overshoot Day ist der Tag, an dem ein globaler Shutdown erfolgen müsste zugunsten der jungen lebenden Menschen und aller nachfolgenden Generationen – für den Rest des Jahres. Das passiert natürlich nicht, doch dieses Gedankenspiel verdeutlicht, wie sehr unsere Lebensweise die ökologischen Systeme ausbeutet und zerstört. In Deutschland verbrauchen wir drei Erden, wo nur eine ist, dadurch gerät der ganze Planet ins Taumeln. Wir müssen uns die Frage stellen: Was ist genug? Um die existenziellen Lebensgrundlagen zu bewahren und überhaupt Zukunft zu ermöglichen, dürfen nur die Ressourcen verbraucht werden, die die Natur erbringen kann – sozialverträglich, klimagerecht und generationengerecht. Letztlich geht es um die Umsetzung des Grundgesetztes, das in Art. 20a „in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere“ schützt.“
In Hamburg zeigt sich der klaffende Widerspruch zwischen den Erfordernissen einer an den planetaren Grenzen ausgerichteten und der aktuell praktizierten Politik besonders deutlich beim geplanten Bau der A 26 Ost. Die Zerstörung der dortigen Torfböden verursacht enorme CO2-Emissionen. Gleiches gilt für die komplexe Bauweise der Autobahn, die extrem ressourcenintensiv und klimaschädlich ist. Hinzu kommt der dadurch verursachte Verkehr sowie die durch die Versiegelung wertvoller Naturflächen bedingte Vernichtung seltener Tier- und Pflanzenarten. Die hier eingesetzten 2,3 Mrd. Euro sind nach Ansicht des BUND Hamburg weitaus besser im ungleich zukunftsfähigeren ÖPNV und im Schienennetz zu verwenden.
„Der Erdüberlastungstag zeigt, dass es längst nicht mehr um kleine Veränderungen geht. Wenn wir als Menschheit nicht „gegrillt“ werden wollen, müssen wir unsere Lebensweise komplett umstellen – auch hier in Hamburg. Die rote Linie ist überschritten: Die Politik muss jetzt sofort handeln und nicht aufgrund längst überholter Prognosen für die Zukunft auf Zwang eine neue Autobahn bauen. Wir brauchen eine tiefgreifende gesellschaftliche Diskussion darüber, wie wir künftig leben wollen und was wir Menschen wirklich brauchen, um gut zu leben. Alles andere lassen wir weg. Überfluss ist überflüssig“, so Lührsen.
Für Rückfragen:
Lotta Repenning, BUND Pressestelle, Tel. 040 - 600 387 12, presse(at)bund-hamburg.de
Zum Hintergrund:
Informationen zum Arbeitskreis Suffizienz beim BUND Hamburg
Erläuterung Globaler Erdüberlastungstag/Earth Overshoot Day
Das Global Footprint Network berechnet jeweils den Tag, an dem die Ressourcen für das laufende Jahr erschöpft sind (Earth Overshoot Day). Dabei werden zwei rechnerische Größen gegenübergestellt: zum einen die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Emissionen, zum anderen der Bedarf an Wäldern, Flächen, Wasser, Ackerland und Fischgründen, den die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen. Um ihren Ressourcenbedarf nachhaltig zu decken, bräuchte die Weltbevölkerung rechnerisch 1,7 Planeten. Würden alle Länder so wirtschaften wie Deutschland, wären drei Erden nötig.
- http://www.footprintnetwork.org/resources/data/
- Earth Overshoot Day home - #MoveTheDate (footprintnetwork.org)
Informationen zum Konzept der Planetaren Grenzen
„Aus der PM des PIK (13.09.2023): „Zum ersten Mal hat ein internationales Forschungsteam alle neun planetaren Belastungsgrenzen quantifiziert, welche zusammen einen sicheren Handlungsraum für die Menschheit definieren. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geben damit einen detaillierten Überblick über die schwindende Widerstandsfähigkeit unseres Planeten. Globale Erwärmung, Biosphäre, Entwaldung, Schadstoffe /Plastik, Stickstoffkreisläufe und Süßwasser: Sechs von neun der planetaren Grenzen sind heute überschritten. …“
- Artikel: https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adh2458
- FAQ „Planetary Boundaries – defining a safe operating space for humanity”: https://www.pik-potsdam.de/en/output/infodesk/planetary-boundaries/planetary-boundaries
Informationen zu STOP A 26 Ost BUND und NABU (06.02.2024)
- „Eine Autobahn kann kein Klimaschutzprojekt sein“: Umweltverbände reichen Klage gegen A26 Ost ein (bund-hamburg.de)
- Policy Brief zum BVWP 2030 (06/2024) Bundeshaushalt 2025: Neubewertung, Priorisierung und Streichung von unwirtschaftlichen Straßenbauprojekten spart Milliarden https://foes.de/publikationen/2024/2024-06_FOES-BVWP.pdf