BUND-Landesverband Hamburg

Wildbienen im Portrait

Wir möchten Ihnen hier beispielhaft einige Wildbienen-Arten vorstellen. In Hamburg sind 260 Wildbienen-Arten nachgewiesen, doch eine vollständige Liste fehlt noch. Alle der in Deutschland heimischen 560 Wildbienen-Arten sind nach dem Bundesartenschutzverordnung geschützt.

Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum)

Die Männchen der Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum) sind mit 14-18 mm deutlich größer als die 10-12 mm großen Weibchen. Beide verfügen über eine wespenähnliche schwarz-gelbe Körperzeichnung: Der Hinterleib ist auffallend kontrastreich gefärbt und besteht aus gelben, in der Mitte unterbrochenen Ringen, die gleichmäßig auf dem sonst schwarzen Hinterleib angeordnet sind. Das letzte „Ringsegment“ am Ende des Hinterleibs ist dabei annähernd viereckig geformt. Dank der rundlicheren Form des Hinterleibs mitsamt der arttypischen Färbung und den dicht behaarten Hinterbeinen lässt sich die Garten-Wollbiene allerdings recht einfach von Wespen unterscheiden.

Die Männchen haben am Ende des Hinterleibs drei Dornen, die sie mitunter einsetzen, um männliche Tiere der eigenen Art, aber auch Nahrungs- konkurrenten anderer Arten aus ihrem Revier zu vertreiben. Sie zeigen ein ausgeprägtes Territorialverhalten auf Blütenständen. Die Garten-Wollbiene besucht z.B. die Blüten verschiedener Ziest-Arten, Rote Taubnessel oder Hauhechel.

Die Weibchen sind bei der Wahl ihres Nistplatzes anspruchslos. Sie bauen ihre Nester in eine Vielzahl von Hohlräumen wie z.B. Mauerritzen, Holzlöcher oder in von anderen Tieren angelegte Erdlöcher. Als Baustoff für die Brutzellen nutzen sie Pflanzenwolle, die sie an behaarten Pflanzen (z.B. am Wollziest oder am Deutschen Ziest) sammeln.

Zwischen Juni und September ist die Große Wollbiene in Gärten, an Waldwegen oder Kiesgruben zu beobachten. Besonders an heißen Tagen sind die Weibchen nicht verlegen, menschlichen Schweiß als Salzquelle zu nutzen. Mit ihrer Zunge fährt das Tier dabei über die feuchte Haut, um den Schweiß aufzunehmen. 

Die Große Wollbiene war "Wildbiene des Jahres 2014". 

FOTO: Tobias Günnemann

Steckbrief:   

  • Größe: Männchen 14-18 mm, Weibchen 10-12 mm   

  • Flugzeiten: Zwischen Juni und September   

  • Nahrung: Ziest, Rote Taubnessel, Hauhechel

Blutbiene (Sphecodes albilabris)

Blutbienen gehören zu den Kuckucksbienen. Sie bauen keine eigenen Nester, sondern haben sich darauf spezialisiert, fremde Nester für die Aufzucht ihrer eigenen Brut zu nutzen - daher der Name bzw. die Verbindung zum Kuckuck.

Die Art Sphecodes albilabris parasitiert die Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularis). Das Ei wird in eine fertige Zelle der Wirtsbiene gelegt, zuvor wird das darin befindliche Wirtsei aufgefressen. Die Larven von Sphecodes albilabris entwickeln sich dann vom Nektar- und Pollenvorrat, den die Wirtsbiene im Vorhinein angelegt hat.

Diese Blutbienenart erreicht eine Körperlänge von 11 bis 14 Millimetern und ist damit die größte Blutbienenart in Mitteleuropa. Aufgrund ihrer Größe und der auffälligen rot-schwaren Färbung ist sie im Freiland gut zu bestimmen.

FOTO: Nora Kolter

Steckbrief:   

  • Größe: 11-14 mm   

  • Flugzeiten: April bis September   

  • Nahrung: Nektar

  • Lebensraum: Habitate der Wirtsbienen

Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius)

Die Frühlings-Seidenbiene überwintert als fertige Imago. Ab Mitte März kann man die Bienen im Freiland sehen - entweder an ihrem Nistplatz oder an Weidenblüten. Denn wie der Zweitname Weiden-Seidenbiene vermuten lässt, ist sie spezialisiert auf Weidenblüten. Innerhalb der Seidenbienen ist diese Art aufgrund der frühen Flugzeit unverwechselbar.

Colletes cunicularius ist mit einer Größe von rund 11-14mm zudem die größte heimische Seidenbienen und ähnelt auf den ersten Blick sehr einer Honigbiene. Ihre Nester legt sie auf gestörten, trocken-sandigen Böden an.

Diese Wildbienen-Art wird von einer Kuckucksbiene, der Blutbiene (Sphecodes albilabris), parasitiert.

FOTO: Nora Kolter

Steckbrief:   

  • Größe: 11-14 mm   

  • Flugzeiten: Mitte März bis Mitte Mai

  • Nahrung: streng spezialisiert auf Weiden (oligolektisch)

Garten-Blattschneiderbiene (Megachile willughbiella)

Beide Geschlechter werden 12 bis 16 mm groß. Die Weibchen zeigen durchgehend weiße Hinterleibbinden auf einem schwarzen Abdomen. Kopf und Körper sind hellbraun behaart. Auf dem Unterleib wird eine orangerote Bauchbürste sichtbar. Männchen ähnlich mit heller Behaarung. Auffallendes Merkmal sind verbreiterte Vorderbeine mit dichtem weißem Haarbüschel.

Die Garten-Blattschneiderbiene kommt oft in Siedlungen vor und nutzt dabei vielfältige Nistplatzangebote. Sowohl vorgefundene Hohlräume in Holz (Käferfraßgänge, unter Rinde) als auch in Felsspalten, Mauerfugen oder an Steilwänden werden besiedelt. Ebenso werden eigene Gänge in morsches Holz genagt oder in den Boden gegraben. In ihre Nistgänge werden ausgeschnittene und aufgerollte Blattstücke gelegt, in die der Pollenvorrat und das Ei gelegt werden. Aufgrund ihrer vielfältigen Nistplatzmöglichkeiten findet sich die Art auch an Nistwänden wieder.

Zu ihren Pollenquellen gehören Pflanzenarten aus fünf Familien. Hierzu gehören die Korbblütler (Asteraceae), Glockenblumengewächse (Campanulaceae), Dickblattgewächse (Crassulaceae), Schmetterlingsblütler (Fabaceae) und Nachtkerzengewächse (Onagraceae).

Ab Juni kann man die Garten-Blattschneiderbienen beim Pollensammeln oder mit aufgerollten Blättern beobachten. Bis in den August und in warmen, langen Sommern sogar bis September finden sich die Bienen in Gärten und Parks, an Waldrändern und auf Streuobstwiesen.  

FOTO: Tobias Günnemann

Steckbrief:   

  • Größe: 12-16 mm   

  • Flugzeiten: Juni bis September   

  • Nahrung: verschiedene Blüten

Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis)

Wie es der Name "Mauerbiene" schon vermuten lässt, nutzen die meisten Osmia-Arten vorhandene Hohlräume in Totholz, Mauern etc. für ihre Nester. Mauerbienen versorgen ihre Larven mit Pollen, denen etwas Nektar beigemischt sein kann. Ein Weibchen benötigt für Verproviantierung und Verschluß einer Zelle in der Regel einen Tag, es legt also jeden Tag ein Ei, und die letzten Eier sind jeweils unbefruchtet, so daß sich aus ihnen Drohnen entwickeln. Wenn die Biene kurz vor dem Eingang des Nistgangs angekommen ist, mauert sie den von außen sichtbaren Nestverschluß; der dahinter liegende Hohlraum bleibt leer. Diese Leerzelle zwischen dem Nestverschluß und der zuletzt gebauten Brutzelle soll vermutlich Parasiten und Beutegreifer frustrieren. Zu den Parasiten gehört unter anderen auch die Gemeine Goldwespe (Chrysis ignita). 
Da die unbefruchteten Eier in einem Nistgang zuletzt gelegt wurden, können sich die Männchen im Frühjahr vor den Weibchen den Weg ins Freie nagen. Nach der winterlichen Diapause erscheinen also in der Regel zuerst die Männchen und warten an den Nesteingängen ungeduldig auf die Weibchen, die erst 1–2 Wochen später auftauchen.

Zu den bekanntesten und verbreitetsten Mauerbienen gehört Osmia bicornis, ehemals Osmia rufa [lat. rufa = rostrot]. Die neue Art-Bezeichnung bicornis bezieht sich auf die beiden vorstehenden Hörnchen auf dem Kopfschild (nur bei den Weibchen).

Die große Bekanntheit von Osmia bicornis hat Gründe:

  • Sie hat eine große Verbreitung und kommt mit vielen Lebensräumen zurecht und läßt sich daher auch in Menschennähe häufig beobachten.
  • Sie hat das weiteste Nistplatz-Schema aller Mauerbienen: Es läßt sich kaum ein Hohlrraum denken, in dem diese Art nicht nistet. Dazu gehören Garten- und Hausmauern, Ziegel, Holzwände und Altholz, Pflanzenstängel und hohlen Gebrauchsgegenstände.
  • Es gibt kaum eine Pflanze im Siedlungsbereich, deren Blüten sie nicht besucht; selbst Windblütler wie Buchen, Eichen, Hainbuchen oder Wegericharten (Plantago spp.) nutzt sie als Pollenquellen.
  • Aufgrund dieser ungewöhnlich großen Flexibilität kommt sie immer noch in auffälliger Kopfzahl vor, sie ist quasi der "Spatz" unter den Mauerbienen und von Entomologen gut untersucht.
  • Osmia bicornis gehört – wie die Mauerbiene Osmia cornuta oder die Luzerne-Blattschneiderbiene Megachile rotundata – zu den wenigen Solitärbienenarten, die eine bedeutende Rolle in der Landwirtschaft spielen können und deshalb dort statt Honigbienen und Hummeln in großer Zahl eingesetzt werden.

Die Rostrote Mauerbiene war das "Insekt des Jahres 2019".

FOTO: Nora Kolter

Steckbrief:   

  • Größe: 10-12 mm   

  • Flugzeiten: Anfang April bis Mitte Juni

  • Nahrung: Pollen vieler Kräuter, Sträucher und Bäume aus 19 Pflanzenfamilien

Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta)

Nur die mit 12-16 mm deutlich größeren Weibchen verfügen über die namensgebenden zwei „Hörner“ am Kopfschild. Die Männchen sind etwas kleiner als die Weibchen und haben eine weiße Gesichtsbehaarung, die wie ein „Schnäuzer“ anmutet.

Da die Art bereits ab März, teilweise sogar bereits im Februar aktiv wird und so früh im Jahr schon milde Temperaturen benötigt, ist sie in Deutschland hauptsächlich im Siedlungsbereich (besonders auch in Großstädten mit entsprechendem Mikroklima) anzutreffen. Hier findet sie außerdem ein breites Angebot an frühblühender Vegetation (z.B. Veilchen, Lungenkraut, Apfelbäume) vor.

Ihre Nester legt die Gehörnte Mauerbiene in vorhandenen Hohlräumen an. Dabei ist sie nicht wählerisch, sondern nutzt eine Vielzahl verschiedener Hohlräume. Sie bevorzugt allerdings großflächige Strukturen, wie z.B. Hauswände, Mauern und ähnliches. Wie auch bei der Rostrote Mauerbiene ist die Gemeine Goldwespe (Chrysis ignita) ein bekannter Parasit. Die Goldwespe legt ihre Eier in die bereits gefüllten Nester der Mauerbienen. Die geschlüpfte Goldwespen Larve ernährt sich dann von den Nahrungsvorräten, sowie von den Eiern oder Larven der Mauerbienen. 

Die Gehörnte Mauerbiene ist eine der bekanntesten Arten, die sich an den entsprechenden Nisthilfen in der Stadt und im Garten beobachten lässt. Die Gehörnte und die Rostrote Mauerbiene werden zudem vermehrt zur gezielten Bestäubung im Obstbau eingesetzt. Sie fühlen sich auch auf alten Streuobstwiesen wohl, wo sie gerne in Fraßgängen im Totholz nisten. 

FOTO: Nora Kolter

Steckbrief:   

  • Größe: Weibchen: 12-16mm; Männchen deutlich kleiner

  • Flugzeiten: März - Mai

  • Nahrung: Frühblüher (z.B. Veilchen, Lungenkraut, Apfelbäume) 

Graue Sandbiene (Andrena cineraria)

Die Graue Sandbiene (Andrena cineraria) wird auch Aschgraue Erd- bzw. Sandbienegenannt. Auffallend ist der hellgraue bis weiße Pelzkranz, der den ansonsten schwarzen Thorax einrahmt. Der schwarze Hinterleib schimmert metallisch. Die Weibchen sind 13 – 15 mm groß, die kleineren und schlankeren Männchen zwischen 10 und 13 mm. 

Die Bienen fliegen in einer Generation pro Jahr, die Männchen von Mitte März, die Weibchen ab Anfang April bis Ende Mai. Graue Sandbienen kommen in fast ganz Europa vor, zu finden sind sie in Waldrändern, trockene Fettwiesen, Dämme, Sandheiden, Sand- und Kiesgruben, Gärten und Parks. Für ihre Nester benötigen sie vegetationsfreie oder - arme Stellen, dabei gibt es keine bevorzugte Bodenart. Sie nisten oft in Kolonien, an günstigen Standorten können mehrere hundert Nester zusammenkommen. 

Die Erdnester werden von den Weibchen 10 – 25 cm tief gegraben, im Nest werden zwei bis drei Brutzellen angelegt. Tagsüber sind die Nestöffnungen offen, bei Nacht und bei Regen werden sie geschlossen.

Graue Sandbienen ernähren sich polylektisch vom Nektar und Pollen einer Reihe verschiedener Pflanzen, überwiegend aus den folgen 6 Pflanzenfamilien: Doldengewächsen (Apiaceae), Korbblütlern (Asteraceae), Kreuzblütlern (Brassicaceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), Rosengewächsen (Rosaceae) und Weidengewächsen (Salicaceae).

FOTO: Nora Kolter

Steckbrief:   

  • Größe: Weibchen 13 – 15 mm; Männchen 10 - 13 mm

  • Flugzeiten: März - Mai

  • Nahrung: unspezialisiert (polylektisch); Nektar von verschieden Blüten 

  • Lebensraum: Waldränder, trockene Fettwiesen, Dämme, Sandheiden, Sand- und Kiesgruben, Gärten und Parks

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