Lurchleben

Unsere Lurche sind die evolutionären Nachfahren der ersten Knochenfische (Osteichthyes). Diese besiedelten vor etwa 360 Millionen Jahren vom Meer aus das Land. Weltweit sind Lurche von den kaltgemäßigten bis in die tropischen Zonen unserer Erde verbreitet.

Lurche – ihre Lebensräume, Nahrung, Feinde

Da Lurche meist von Wasser abhängig sind, ist ihr Lebensraum deutlich begrenzt. Die Tiere sind wechselwarm, d.h. ihre Körpertemperatur ist nicht konstant. Sie passt sich stets der Umgebungswärme an, was erklärt, warum Lurche in den kältesten Regionen der Erde fehlen.

Der wissenschaftliche Name "Amphibia" ist griechisch-lateinischen Ursprungs und deutet auf ihr Doppelleben hin. Während die meisten Amphibien ihr Larvenstadium zunächst im Wasser durchleben, können sie nach einer Metamorphose auch an Land existieren. Dabei stellen sie sehr unterschiedliche Ansprüche an ihren Lebensraum und sind meist auf bestimmte Gewässertypen spezialisiert. Alle Arten unterliegen einer festen Jahresperiodik.

Informationen zum Leben der Lurche

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Lebensräume: vielfältige Ansprüche

Die Ansprüche der Amphibien an ihren Lebensraum sind vielfältig. Bis auf den Alpensalamander sind alle Arten während der Fortpflanzungszeit auf Feuchtgebiete angewiesen. Von Art zu Art verschieden, kann dies den Rest des Jahres ganz anders sein. Feuchte Wälder, trockene Pionierstandorte oder eine ganzjährige Bindung ans Wasser – vieles ist möglich. Jede Art ist auf einen bestimmten Lebensraumtyp spezialisiert. Aus diesem Grund geraten die Tiere schnell an Existenzgrenzen wenn ihnen z.B. durch die Trockenlegung von Flußauen oder die Verbauung von Gewässerrändern der Lebensraum genommen wird.

Kleingewässer – ein Eldorado für Kröten und Unken

Wer Lurche beobachten möchte, sucht am einfachsten Kleingewässer wie Weiher, Tümpel, Pfützen, wassergefüllte Wagenspuren oder Gräben auf. Im Frühling, zur Laichzeit, hat man dort gute Chancen auf verschiedene Kröten- und Unkenarten zu treffen.

Auen – Rückzugsorte für Kröten und Laubfrösche

Die heute immer seltener werdenden breiten Fluss- und Bachauen sind der bevorzugte Lebensraum von Rotbauchunke und Laubfrosch. Rotbauchunken leben ganzjährig im flachen Wasser und in unmittelbarer Umgebung von Tümpeln. Laubfrösche tummeln sich zur Paarungszeit in Altwässern. In sandigen Flussniederungen mit nahezu vegetationsfreien Flächen kann man mit Glück auch auf Wechsel-, Kreuz-, oder Knoblauchkröte stoßen.

Kröten im Steinbruch

Einige Amphibienarten wie die Gelbbauchunke, Kreuz- und Wechselkröte nutzen heute einstmals vom Menschen geschaffene Biotope. Sie siedeln in Steinbrüchen, Braunkohle-, Kies- und Tongruben. Diese sind Ersatzlebensräume für die heute in der Aue fehlenden neuen Gewässer, die durch ungeregelte Überflutung entstehen würden. Auch diese wären in den ersten Jahren vegetations- und fischfrei, so wie es viele Unken- und Krötenarten brauchen.

Woher der Moorfrosch seinen Namen bekam

Moorkolke am Rand von Hochmooren sowie Tümpel und Weiher in Flachmooren sind die wichtigsten Lebensräume für den Moorfrosch. Ihnen verdankt er seinen Namen. Die Tiere tolerieren in gewissem Maße die oft starke Versauerung der Moorgewässer. Sinkt der pH-Wert des Wassers jedoch unter 4,5, verpilzen ihre Eier und sterben ab.

Ein Waldbach für den Salamander

Die Larven des Feuersalamanders findet man im Frühjahr am ehesten inmitten eines Laubwaldes, in schmalen Bächen mit Auskolkungen, in denen das Wasser beinahe unbewegt steht.

Heute werden Waldbäche zur besseren Nutzung oftmals ausgebaut. Allerdings können die Larven dort meist nicht überleben. Durch die starke Strömung werden sie abwärts verdriftet, fort von ihrem ursprünglichen Lebensraum.

Springfrösche sind ebenfalls Bewohner von Laubwäldern. Auch ihre Laichgewässer befinden sich dort. Ursprüngliche Laubwaldbestände müssen immer öfter Nadelholzforsten weichen. Die Nadeln sind im Wasser schwer zersetzbar und die Gewässer versauern. Die Amphibieneier und -larven können hier nicht leben, genauso wenig wie die Nahrung der Larven, das Plankton.

Hoch hinaus

Der Laubfrosch hat eine besondere Strategie entwickelt, um sich außer Konkurrenz zu anderen Lurcharten Nahrung zu verschaffen. Als einzige einheimische Amphibienart ist er in der Lage, den Boden zu verlassen. In Büschen und Bäumen geht er auf die Jagd nach Insekten. Brombeergestrüpp gehört zu seinen Lieblingsplätzen, doch ist diese wild und zerzaust anmutende Pflanze in unserer aufgeräumten Welt rar geworden.

Frühling, Sommer, Herbst und Winter – viel los in einem Lurchjahr

Der Jahresrhythmus der Lurche wird durch ihr "Doppelleben" im Wasser und an Land bestimmt. Während der Fortpflanzungszeit suchen fast alle Lurche das Wasser auf. In dieser Zeit kommt es regelmäßig zu Massenwanderungen von Frosch, Kröte und Co. Diese Wanderungen werden den Lurchen zunehmend zur Bedrohung.

Große Frühjahrswanderung

Die Wanderung zu ihren Laichgewässern beginnen die ersten Amphibien meist im Februar/ März. Wann es los geht, hängt von ihrer inneren Uhr und den äußeren Faktoren Temperatur, Niederschlag und Licht ab. Wenn die Bodenfröste nachlassen, die Nachttemperaturen über 5 Grad liegen und es draußen gut feucht ist, sind die Bedingungen für die Wanderung am besten. Die meisten Lurche machen sich in der Dämmerung auf den Weg. Die innere Uhr ist endogen gesteuert, d.h. verschiedene Hormone versetzen die Lurche zu einer bestimmten Zeit in Wanderbereitschaft.

Die verschiedenen Arten wandern zu verschiedenen Zeiten. Auch die Dauer einer Wanderung variiert von Art zu Art und kann von wenigen Tagen bis zu einigen Monaten dauern. Die Männchen begeben sich meistens zuerst auf die Reise, die Weibchen folgen wenig später. Durch ungünstige Witterungsverhältnisse kann die Wanderung mehrmals unterbrochen werden. Sind die Lurche am Gewässer angelangt, beginnt die Paarung.

Im Sommerquartier

Einige Lurche pflegen ihre Brut nach dem Ablaichen. Die meisten aber kümmern sich nicht mehr um ihre Eier und machen sich, wenn sie nicht ganzjährig am Wasser leben, auf den Weg zu ihren Sommerquartieren. Der Zug dorthin erfolgt über mehrere Wochen. Dadurch kommt es nicht zu solchen Massenbewegungen wie auf dem Weg zum Laichgewässer hin.

In ihren Sommerquartieren angekommen, beginnt für Frühlaicher wie Grasfrosch und Feuersalamander ein Ruhezustand. Etwa ab Anfang Mai, wenn die Temperaturen auf 10 Grad Celsius ansteigen, gehen die Tiere zu ihrer Sommeraktivität über. Die Nahrungsaufnahme steht hierbei an erster Stelle.

Winterstarre

Amphibien sind wechselwarme Tiere, d.h. sie können ihre Körpertemperatur nicht konstant halten und sind von der Außentemperatur abhängig. In der kalten Jahreszeit wären sie in ihrer Bewegung stark eingeschränkt. Aus diesem Grund beginnen sie im September, frostfreie Winterquartiere zu suchen. Diese finden sie unter Steinhaufen, Baumstümpfen und in Erdlöchern. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt reduzieren die Lurche ihren Stoffwechsel und verfallen von November bis März in eine Winterstarre.

Grasfrosch, Seefrosch und Teichfrosch sind Ausnahmen. Viele dieser Tiere bleiben während des Winters im Gewässer und vergraben sich dort im Schlamm am Gewässergrund.

Fortpflanzung: unterschiedliche Vorlieben

Mit Ausnahme der Salamander kommen alle unsere heimischen Lurcharten im Frühjahr zu Gewässern, um dort zu laichen. Hier finden auch Balz, Paarung bzw. Befruchtung der Eier sowie die Eiablage statt. Die Fortpflanzung ist bei Froschlurchen (Frösche und Kröten) und Schwanzlurchen (Molche und Salamander) unterschiedlich:

Hochzeit bei den Fröschen

Die männlichen Froschlurche locken die Weibchen durch laute Rufe an. Diese werden mittels Schallblasen, ihres Kehlkopfes und der Lungen erzeugt. Haben sich zwei Tiere gefunden, besteigt das Männchen den Rücken des Weibchens und klammert sich dort fest. Dabei helfen ihm oft Brunstschwielen an den Fingern, die nur für diesen Zweck zu Beginn der Paarungszeit gebildet wurden.

Des Öfteren ist die Suche nach einem Geschlechtspartner schon während der Wanderung erfolgreich. Besonders ist dies bei der Erdkröte zu beobachten. Allerdings geht es dabei nicht immer friedlich zu. Männchen ringen unter Einsatz ihrer ganzen Körperkraft miteinander, um die Gunst der Weibchen zu erlangen. Haben sich zwei Tiere gefunden wird die Reise gemeinsam fortgesetzt.

Am Gewässer angekommen, umfasst das Männchen mit seinen Vordergliedmaßen den Körper des Weibchens und drückt die Eier aus dem Eileiter. Im Anschluss kommt es im Wasser außerhalb des Mutterleibes direkt zur Befruchtung der Eier durch die männlichen Spermien. Die Eihülle quillt danach zu einer Gallertmasse auf, die vor Infektionen, mechanischen Einflüssen und kurzzeitig vor Austrocknung schützt. In Klumpen oder Schnüren werden die Eier im Wasser frei abgelegt oder an Pflanzenteile gehängt.

Hochzeit bei den Molchen

Auch die meisten Schwanzlurche paaren sich im Wasser. Ausnahmen bilden der Feuer- und der Alpensalamander. Letzterer bringt unabhängig vom Wasser voll entwickelte Jungen zur Welt.

Zur besseren Fortbewegung im Wasser wächst den Molchen während der Paarungszeit ein Flossensaum. Die Männchen bekommen eine auffällige Färbung und einen Rückenkamm, um die Weibchen zu beeindrucken. Duftstoffe, so genannte Pheromone, helfen ihnen zusätzlich bei der Partnersuche. Das Männchen gibt bei der Paarung ein Spermienpaket ab, welches vom Weibchen mit der Hinterleibsöffnung, der Kloake, aufgenommen wird. Es erfolgt eine innere Befruchtung. Die Eier werden vom Weibchen einzeln an Wasserpflanzen abgelegt.

Das Erwachsenwerden – eine Zeit voll erstaunlicher Metamorphosen

Aus den befruchteten Eiern von Frosch- und Schwanzlurchen schlüpfen nach der Embryonalentwicklung die Larven. Diese entwickeln sich durch die Umwandlung ihrer Gestalt (Metamorphose) zu erwachsenen Tieren. Die Metamorphose läuft bei Frosch- und Schwanzlurchen ebenfalls unterschiedlich ab: 

Ein Frosch entsteht

Aus den Eiern der Froschlurche schlüpfen Kaulquappen mit einem dicken Kopf, einem rundlichen Körper, einem Schwanz, aber ohne Beine. Sie bewegen sich schwimmend durchs Wasser und befreien "grasend" Steine und Pflanzen von Algen. Kaulquappen atmen über innere büschelförmige Kiemen. 

Nach einiger Zeit entwickeln sich zunächst Hinterbeine, dann die Vorderbeine, die Lungen bilden sich, und der Schwanz entwickelt sich zurück. Als letztes passt sich die Haut der Froschlurche dem Landleben an – die Metamorphose ist abgeschlossen. 

Ein Molch entsteht

Aus den Eiern der Schwanzlurche schlüpfen nach etwa zwei Wochen Larven, die den adulten Molchen und Salamandern in der Gestalt sehr ähnlich sind. Die Larven bekommen zuerst Vorder-, wenig später Hinterbeine, die ihnen beim Schwimmen helfen. Sie ernähren sich von Kleinsttieren wie z.B. Wasserflöhen und atmen über äußere Kiemenbüschel. Der Übergang vom Wasser- zum Landleben vollzieht sich durch die Bildung der Lungen, die Rückbildung der Flossensäume, die Veränderung der Hautstruktur sowie der Sinnesorgane und des Atmungs- und Blutgefäßsystems. 

Wann Lurche geschlechtsreif werden, ist artspezifisch: Erdkröten z.B. erst nach drei bis fünf Jahren, Grasfrösche nach zwei bis drei Jahren.

Bequeme Nahrungsaufnahme

Lediglich die Kaulquappen der Froschlurche ernähren sich von pflanzlicher Nahrung. Nur gelegentlich gehen sie auch an Aas. Alle anderen Larven sowie alle erwachsenen Amphibien ernähren sich rein tierisch.

Lurche sind wechselwarme Tiere, d.h. sie besitzen keine konstante Körpertemperatur. Aus diesem Grund jagen sie selten aktiv, sondern verharren meist in Lauerposition oder nutzen spontane Gelegenheiten zum Beutefang. Zu ihrer Hauptnahrung zählen Insekten, Gliedertiere, Mollusken und Spinnen, die im Allgemeinen lebend aufgenommen und im Ganzen verschluckt werden. Auch Kannibalismus kommt bei den Lurchen vor.

Viele Arten besitzen eine klebrige Zunge, die im vorderen Mundbereich verwachsen ist und beim Angriff auf die Beute hervor schnellt. 

Feinde lauern überall

Vorsicht Storch!

Lurche sind Nahrung für viele verschiedene Tiergruppen und bilden nicht selten sogar deren Hauptnahrungsquelle. Ihr Laich und die Larven im Wasser fallen nicht seltenen anderen Lurchen zum Opfer. Auch räuberische Insektenlarven, Fische oder Wasservögel bedienen sich im Frühjahr gerne an der Vielfalt im Wasser.

Die erwachsenen Tiere werden mit Vorliebe von vielen Reptilien, Vögeln und Säugetieren gefressen. Zur Zeit der Wanderung zu ihren Laichgewässern locken Massenansammlungen von Fröschen und Kröten Marder, Fischotter, Nebelkrähen, Graureiher und Weißstörche an den reich gedeckten Tisch. In solchen "reichen Zeiten" suchen sich die Fraßfeinde auch gerne nur die Leckerbissen wie Innereien und Hinterschenkel heraus und lassen den Rest liegen.

Statt Zähne und Krallen

Die Verteidigungsmöglichkeiten der Lurche sind eher dürftig. Sie verfügen weder über scharfe Zähne noch über spitze Krallen. Aus diesem Grund produzieren sie eine hohe Zahl von Nachkommen, um ihre Bestände aufrechtzuerhalten. Ein Grasfroschweibchen z.B. legt etwa 3.000 Eier, ein Erdkrötenweibchen sogar bis zu 6.000. Bevorzugte Laichplätze sind Gewässer, die fischfrei sind. So haben die Tiere eine größere Chance, dass ihr Nachwuchs nicht gefressen wird.

Manche Amphibien besitzen wirksame Hautgifte zum Schutz vor Fraßfeinden. Ansonsten bleiben ihnen Tarnung, Verbergen oder Flucht. Haben Sie schon einmal versucht einen Laubfrosch in einem grünen Busch zu entdecken? Eine große Herausforderung, wenn er nicht gerade ruft.

Manche Arten setzen auf Imponierverhalten. So bläht sich die Knoblauchkröte z.B. bei drohender Gefahr auf und versucht durch Größe zu beeindrucken. Andere reißen ihr Maul weit auf, in der Hoffnung, den Feind so in die Flucht zu schlagen.

Der Salamander versucht sein Gegenüber durch seine auffällige Färbung zu täuschen: "Ich schmecke nicht – ich bin giftig!"

Vorsicht Mensch!

Es gibt eine Gefahr, gegen die weder Hautgifte noch die originellsten Tarnungen helfen: Der Mensch ist in der heutigen Zeit unbestritten der gefährlichste Feind der Amphibien. Die Zerschneidung und der Verlust ihrer Lebensräume, Umweltgifte in Tümpeln und Teichen sowie der durch menschliches Handeln bedingte Klimawandel, machen es Frosch, Kröte und Co. nicht leicht zu überleben.

Lesen Sie mehr über die Bedrohung unserer Lurche.

Laich und Kaulquappen sind zahlreichen Gefahren ausgesetzt. Zu den Fraßfeinden gehören z.B. diverse Insektenlarven und andere Lurcharten. Dieses Foto zeigt einige von ihnen. Oben links: Die Larve einer Libelle, der Braunen Mosaikjungfer (Aeshna grandis). Die mehr als 4cm langen Tiere lauern im Dickicht der Wasserpflanzen auf ihre Beute (Foto: Bernhard Vogt). Oben rechts: Die Larve eines Gelbrandkäfers (Dytiscus marginalis). Sie hat eine Kaulquappe mit ihren kräftigen Mandibeln gefasst und wird diese in der Folge aussaugen (Foto: Nora Kolter). Unten: Auch größere Tiere bzw. andere Amphibien mögen Kaulquappen. Molche, wie dieser männliche Teichmolch (Triturus vulgaris) schnappen und fressen alle Wasserlebewesen, die in ihr Maul passen (Foto: Nora Kolter).

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