BUND-Landesverband Hamburg

Die Brennnessel

29. April 2020

Woher die Brennnessel ihren Namen hat, ist wohl allen klar, die schon einmal aus Versehen eine Brennnessel angefasst haben: es pikst und sticht und kommt zu schmerzhaften Quaddeln auf der Haut. Die Brennhaare, welche hauptsächlich auf der Oberseite der Blätter liegen, sind mit einer Brennflüssigkeit gefüllt. Sie bieten der Pflanze einen sehr guten Schutz gegen Fressfeinde und machen die Brennnessel bei den meisten Menschen ziemlich unbeliebt. Doch diese Schutzfunktion ist auch für manche Tiere besonders praktisch: Insekten mit ihrem Chitinpanzer werden von den Brennhaaren nicht gestochen. Für sie bietet die Brennnessel den idealen Rückzugsort. 

Die Brennnessel stellt außerdem eine wichtige Nahrungsgrundlage dar. So sind zahlreiche Raupen der sogenannten „Nessel-Falter“ auf diese Pflanze angewiesen. Anfang Juni kann man in größeren Brennnesselfeldern noch die Raupen des Kleinen Fuchses und ab Ende Juni die gesellig an der Oberseite der Blätter fressenden Raupen des Tagpfauenauges beobachten. Im Gegensatz dazu stillen die Raupen des Landkärtchens ihren Hunger an der Blattunterseite. Auch C-Falter und Admiral legen ihre Eier an die Unterseite der Brennnesselblätter ab, um dem Raupennachwuchs gleich nach dem Schlüpfen die richtige Futterpflanze zur Verfügung zu stellen. 

Auch für uns Menschen ist die Brennnessel nützlich. Sie ist voller Mineralstoffe und Vitamine und die jungen Triebe schmecken als Salat und als köstlicher Brennnesselspinat. Der Tee aus den Blättern ist gesund. Vor dem Verzehr ist es ratsam, die Brennhaare zu entfernen: dazu die Blätter einfach mit Handschuhen kneten, mit einem Nudelholz darüber rollen, die Blätter klein hacken, kochen oder trocknen.

Wer sich weiterhin an den hübschen Schmetterlingen erfreuen möchte, sollte im Garten ein paar dieser Wunderpflanzen in der Sonne und im Schatten stehen lassen. Denn „aufgeräumte“ Gärten und Parkanlagen dienen nicht dem Erhalt der Artenvielfalt. Vielmehr brauchen wir wieder ein wenig mehr Mut und Gelassenheit im Umgang mit Spontanvegetation und „wilden“ Ecken.


Weitere Pflanzen für Schmetterlinge und Raupen sowie Tipps für einen schmetterlingsfreundlichen Garten und Balkon findet Ihr hier:

Wie helfe ich den Schmetterlingen? (PDF)

 

Die Nessel-Mutprobe

So mancher Versuch ging daneben, aber die Kinder in unseren BUND-Kindergruppen versuchen den Nervenkitzel jedes Jahr wieder: Wer wagt es, eine Brennnessel in ihrer gesamten Länge durch die Hand gleiten zu lassen?

Man entnehme an einem Ort, an dem viele Brennnesseln wachsen, eine mittelgroße Pflanze (für Einsteiger*innen reicht auch ein großes Blatt) und hält diese mit der Spitze nach unten am Stängel fest. Nun dürfen alle, die möchten, nacheinander die Pflanze mit der ganzen Hand am Stängelansatz umfassen und die Hand zügig in einer fließenden Bewegung nach unten, also vom Stängel bis zur Spitze, streichen. 

Warum das ohne Verbrennungen klappt, entdeckt man bei genauer Betrachtung der Blätter und des Stängels: Die Brennhaare sind mehrere Millimeter lang und stehen von der Oberseite der Pflanze etwas ab. Was wir nicht mit bloßem Auge sehen können, ist der Vorgang bei einer schon leichten Berührung der Brennhaare: das Kopfende des Haares bricht ab und dringt – vergleichbar mit einer Spritze – in unsere Haut ein. Dabei tritt der Brennnesselsaft aus und erzeugt die juckenden und brennenden Quaddeln. Bei unserer Mutprobe halten wir die Brennnessel kopfüber und daher zeigen auch die meisten Brennhärchen schräg nach unten. So können sie bei unseren abwärts streichenden Bewegungen nicht mehr senkrecht in die Haut eindringen. 

Sollte der Versuch einmal schief gehen, sucht einen Breitwegerich, der oft in der Nähe von Brennnesseln wächst. Nehmt ein Blatt und ritzt seine Oberfläche mit dem Fingernagel auf, damit der Saft aus dem Blatt hervortritt. Streicht das Blatt anschließend über die Brennnesselstiche, das lindert den Juckreiz. Wetten, dass das Blatt exakt nach 30 Sekunden den Schmerz zum Stillstand bringt? Zählt laut mit!

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