Die im Aktionsbündnis Lebendige Tideelbe zusammengeschlossenen Umweltverbände werten die Äußerungen des Bundesverkehrsministeriums und der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (GDWS) als Eingeständnis dafür, dass die im Frühjahr offiziell abgeschlossene Elbvertiefung endgültig gescheitert ist. Die Ankündigung, in den nächsten zwei Jahren noch mehr zu baggern, um die geplante Fahrrinnentiefe wieder herzustellen, sei ökologisch fatal und würde die vielfältigen Probleme der letzten Elbvertiefung noch verschärfen.
„Hamburg und die Bundesregierung haben bei der Elbvertiefung alle Einwände und Bedenken in den Wind geschlagen und werden nun mit den Folgen konfrontiert, vor denen Wissenschaft und Umweltverbände von Anfang an gewarnt haben“, so BUND, NABU und WWF. Die Verbände verweisen dabei auf die im Klageverfahren vorgetragenen Gutachten, die vorhergesagt hatten, dass die Maßnahmen zur Dämpfung der Tide nur kurzfristig funktionierten und damit die Fluten schneller und mit höherer Schlickfracht auflaufen würden. Dies führe zu einer sich weiter als je zuvor ausbreitenden Sauerstoffarmut in den Sommermonaten sowie zu einer massiven zusätzlichen Trübung des Elbwassers, die durch die Baggerarbeiten zur Freihaltung der Fahrrinne noch verstärkt würden. Alle Faktoren zusammen hätten dazu geführt, dass bereits mehrere Jahrgänge der Jungfische in der Elbe und auch erwachsene Tiere gefährdeter Fischarten elend krepiert seien.
„Wenn die Bundesregierung und Hamburg jetzt noch mehr baggern, werden sich alle diese Probleme weiter zuspitzen und es gibt keine absehbare Möglichkeit, die schadstoffbelasteten Schlickmassen ökologisch verträglich zu entsorgen“, so die Verbände. Der von Hamburg geplanten Verklappung vor der Vogelschutzinsel Scharhörn sowie den jetzt geplanten zusätzlichen Baggeraktivitäten würden sie sich mit allen rechtlichen Möglichkeiten entgegenstellen.
Zudem sei die weitere Steigerung der bereits heute jährlich 150 Mio. Euro teuren Baggerei eine verantwortungslose Plünderung der Steuerkassen.
Von Hamburg und der Bundesregierung fordern die Umweltverbände deshalb, jetzt nicht mehr, sondern weniger zu baggern, damit sich das Ökosystem der Elbe stabilisieren kann. Es sei nicht erforderlich, dass jedes Schiff zu jeder Zeit den Hamburger Hafen anlaufen kann, wenn in Wilhelmshaven ausreichend Kapazitäten für die Abfertigung der größten Schiffe der Welt vorhanden sind. Von einer guten strategischen Zusammenarbeit der deutschen Seehäfen könnten alle Standorte profitieren, die Staatskassen und ganz besonders die Ökosysteme der Elbe, der Weser und des Wattenmeeres, das nicht zur Müllkippe für den Elbschlick werden dürfe. Eine Situation wie an der Ems, die aufgrund der dortigen Baggerarbeiten über mehrere Monate im Jahr ökologisch tot ist, dürfe es kein zweites Mal in Deutschland geben.
„Die Strategie, die Elbe den Schiffen anzupassen, ist gescheitert. Jetzt müssen die Schiffe der Elbe angepasst werden und dafür brauchen wir eine schnelle Hafenkooperation“, so die Verbände.
Für Rückfragen:
Linda Kahl / BUND Hamburg, Tel. 040 600 387 08
Beatrice Claus / WWF Deutschland, Tel. 0151 188 549 68
Malte Siegert / NABU Hamburg, Tel. 0173 937 32 41