Der Köhlbrandtunnel wird teurer als gedacht

19. Februar 2023

NABU und BUND kommentieren: Besser ein gutes Vorhaben statt zwei schlechte

Laut Hamburger Abendblatt vom 18. Februar 2023 belaufen sich neue Kostenschätzungen für einen Köhlbrandtunnel als Ersatz für die abgängige Brücke statt der ursprünglich geplanten gut drei, mittlerweile auf über fünf Milliarden Euro. Der Hamburger Hafen hat nationale Bedeutung, weswegen sich der Bund am Vorhaben beteiligen wird. Unklar ist jedoch weiterhin, in welcher Höhe. Denn eine Köhlbrandquerung ist noch nicht einmal im vordringlichen Bedarf des ohnehin vielfach überzeichneten Bundesverkehrswegeplans (BVWP).  Zudem soll der Bund auf Hamburgs Wunsch nur wenige Kilometer weiter südlich Deutschlands teuerstes Autobahnvorhaben finanzieren: die A 26 Ost. Die so genannte Hafenpassage soll bei Moorburg die A 7 im Westen mit der östlichen A 1 verbinden. Die Kosten dort belaufen sich, Stand 2021, auf etwa 1,85 Milliarden Euro. Allerdings steht für die A 26 Ost angesichts gestiegener Baukosten und der Inflation eine aktualisierte Kostenschätzung noch aus. Wahrscheinlich ist, dass sich die Gesamtkosten für beide Projekte auf bis zu acht Milliarden Euro aufsummieren.

Unwahrscheinlich ist deswegen nach Auffassung von BUND und NABU, dass sich die Bundesregierung angesichts der zahlreichen Begehrlichkeiten aller Bundesländer für nationale Verkehrsinfrastruktur (Schiene, Straße, Wasserstraße) in Hamburg finanziell derartig verausgaben wird. Die Entwicklung kommentieren die Umweltverbände BUND und NABU deswegen wie folgt:

„Die Bundesregierung und Hamburg sollten mit einem teuren, aber für Hafen und Schifffahrt unverzichtbaren Köhlbrandtunnel lieber ein wesentliches und gutes Vorhaben umsetzen, statt inklusive der A 26 Ost zwei unzureichende und schlechte. Hamburg kann sich im Hafen keine Resterampen-Lösung leisten. Eine optimale Köhlbrandquerung in Gestalt eines Tunnels ist für den Hamburger Hafen absolut unabdinglich, weil die Querung in der Verlängerung die bedeutende Haupthafenroute auf dem Veddeler Damm bedient. Würde eine teure A 26 Ost gebaut, während dann aus Kostengründen für den Köhlbrand lediglich eine billige Brücke realisiert werden könnte, wäre dem Hafen ein Bärendienst erwiesen. Denn das moderne Containerterminal Altenwerder, an dem die Reederei Hapag Lloyd beteiligt ist, könnte dann wegen mangelnder Brückenhöhe dauerhaft nur eingeschränkt angefahren werden. Hapag Lloyd würde entsprechend weiteres Geschäft nach Wilhelmshafen verschieben. Statt falsch zu planen, sollte jetzt lieber sinnvoll priorisiert werden. Und das kann nur bedeuten, die A 26 Ost aus dem BVWP zu streichen, um eine qualitativ vernünftige und angemessene Köhlbrandquerung nicht zu gefährden“, so BUND und NABU.

Aus Sicht der Umweltverbände ist die A 26 Ost durch den Ukraine-Krieg, die Versorgungssicherheit sowie die energetische Transformation zu mehr Klimafreundlichkeit noch überflüssiger geworden. Nach Plänen des Bundesverkehrsministeriums sollen die deutschen Seehäfen zukünftig als Hubs (Plattformen) durch Produktion, Import, Umschlag und Verarbeitung von Wasserstoff oder Derivaten wie Methanol oder Ammoniak einen wesentlichen Beitrag zur nationalen Versorgung leisten. Da die A 26 Ost eines der am besten geeigneten Areale des Hamburger Hafens, die Hohe Schaar, durchschneiden und damit entwerten würde, erwarten die Umweltverbände vom Hamburger Senat, sich beim Bundesverkehrsministerium umgehend für einen Stopp der Autobahnplanung einzusetzen. Politische Ideologie dürfe nicht dazu führen, dass ein überflüssiges Autobahnvorhaben umgesetzt wird, das sowohl die energetische Transformation behindert als auch ein anderes wichtiges Infrastrukturvorhaben in seiner Wirkung einzuschränken droht. 

Für Rückfragen:

BUND: Sabine Sommer, sabine.sommer(at)bund-hamburg.de, Tel: 040 60038718
NABU: Malte Siegert, siegert(at)nabu-hamburg.de, Tel. 0173 9373241

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb