Die zunehmende Urbanisierung in Städten weltweit hat eine Vielzahl von Herausforderungen mit sich gebracht. Mit dem stetigen Anstieg der Bevölkerungszahlen in Ballungsräumen wie Hamburg wächst auch der Druck auf den begrenzten städtischen Raum. Die Folgen dieser Verdichtung sind vielfältig und reichen von Flächenversiegelung bis hin zu erhöhten Emissionen durch Verkehr und Gebäude. In diesem Kontext wird die Bedeutung von Grünflächen und insbesondere von begrünten Fassaden immer deutlicher.
Die Fassadenbegrünung spielt eine entscheidende Rolle für die Schaffung und Erhaltung eines attraktiven urbanen Lebensumfelds. In vielen Großstädten weltweit sind grüne Fassaden zu einem wichtigen Element geworden, das nicht nur die Ästhetik verbessert, sondern auch eine Reihe ökologischer und sozialer Vorteile bietet. Eine begrünte Fassade fungiert nicht nur als Schutz vor Hitze und Luftverschmutzung, sondern trägt auch zur Reduzierung des städtischen Wärmeinseleffekts bei. Durch die Verdunstung von Pflanzen wird die Luftqualität verbessert und das Mikroklima in der Stadt reguliert.
Besonders in Zeiten des Klimawandels und zunehmender Extremwetterereignisse ist die Schaffung von urbaner Resilienz von entscheidender Bedeutung. Grüne Fassaden tragen dazu bei, die Stadt widerstandsfähiger gegenüber Hitzeperioden, Starkregen und anderen Umweltbelastungen zu machen. Sie bieten nicht nur einen visuellen Kontrast zum städtischen Beton, sondern sind auch Teil eines umfassenderen Ansatzes zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels.
Darüber hinaus bieten begrünte Fassaden Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Insekten, was die biologische Vielfalt in städtischen Gebieten fördert. Sie schaffen grüne Oasen inmitten des städtischen Dschungels und bieten den Bewohner*innen die Möglichkeit, sich mit der Natur zu verbinden und die positiven Auswirkungen von Grünflächen auf die psychische Gesundheit zu erleben.
Was ist Fassadenbegrünung?
Fassadenbegrünung ist ein Konzept, das die Integration von Grünflächen in die vertikale Architektur von Gebäuden umfasst. Es bezeichnet die praktische Umsetzung, bei der Pflanzen auf den Fassaden von Bauwerken angebracht oder gepflanzt werden, um eine grüne, lebendige Oberfläche zu schaffen. Im Wesentlichen verbindet die Fassadenbegrünung das Konzept der Gründächer, bei denen Gebäudedächer mit Pflanzen bedeckt sind, mit der Idee von Grünflächen am Boden.
Durch die Fassadenbegrünung werden Gebäudefassaden in lebendige, ökologisch wertvolle Elemente verwandelt. Diese Pflanzen können entweder direkt in spezielle Strukturen an der Fassade eingepflanzt oder in Behältern platziert werden, die an der Wand befestigt sind. Dabei können verschiedene Arten von Kletterpflanzen, Ranken oder sogar vertikal wachsenden Pflanzen verwendet werden.
Drei Formen der Fassadenbegrünung
Fassadenbegrünung lässt sich in drei wesentliche Formen unterteilen. Zum einen bodengebundene Fassadenbegrünung und zum anderen die wandgebundenen Fassadenbegrünung. Zusätzlich können diese beiden Formen auch in einer Mischform verwendet werden.
Bodengebundene Fassadenbegrünung
Die bodengebundene Fassadenbegrünung ist eine weitverbreitete Methode, um vertikale Flächen von Gebäuden mit Pflanzen zu bedecken. Im Wesentlichen bedeutet dies, dass Kletterpflanzen im Erdboden vor der Wand gepflanzt werden, wodurch sie Wasser und Nährstoffe direkt aus dem Boden aufnehmen können. Diese Form der Begrünung ist in der Regel kostengünstig und erfordert weniger Pflege im Vergleich zu anderen Methoden.
Eine einfache Möglichkeit der bodengebundenen Fassadenbegrünung ist der Direktbewuchs. Dabei nutzen selbstklimmende Pflanzen wie Efeu, Wilder Wein und Kletterhortensie ihre Haftstrukturen, um an der Wand emporzuwachsen. Diese Pflanzen können über die Jahre hinweg beachtliche Höhen erreichen und bieten eine effektive Möglichkeit, um Betonoberflächen oder vollverfugte Mauerwerke zu begrünen.
Wenn die Wand nicht für den Direktbewuchs geeignet ist, kann eine Begrünung mit Gerüstkletterpflanzen auf einem Ranksystem erfolgen. Es gibt verschiedene Arten von Kletterpflanzen, die mithilfe von Kletterhilfen die Wand hochwachsen können. Dazu gehören Schlinger, Spreizklimmer, Blattstielranker und Sprossranker, die sich je nach Art der Kletterhilfe um Seile, Stäbe oder andere Strukturen winden können.
Wandgebundene Fassadenbegrünung
Die wandgebundene Fassadenbegrünung, auch bekannt als Vertikale Gärten, gewinnt zunehmend an Bedeutung in städtischen Umgebungen, insbesondere dort, wo traditionelle Begrünungsmethoden mit Boden- und Bodenwasseranschluss nicht möglich sind. Diese innovativen Begrünungssysteme hängen an der Gebäudewand oder stehen vor der Fassade und sind oft nahtlos in die architektonische Gestaltung integriert.
Eine der herausragenden Eigenschaften der wandgebundenen Begrünung ist ihre Vielfalt. Dank einer breiten Palette von Pflanzen, darunter Gräser, Blühstauden, Kräuter und Sträucher, lassen sich eindrucksvolle und abwechslungsreiche Pflanzenbilder gestalten. Unterschiedliche Wuchsformen und Blühzeiten ermöglichen eine ansprechende Gestaltung über das gesamte Jahr hinweg.
Wandgebundene Begrünungen erhalten Wasser und Nährstoffe durch automatische Bewässerungs- und Düngungssysteme. Diese Systeme sind oft komplex und erfordern eine sorgfältige Planung in Zusammenarbeit mit Fachfirmen und Planungsbüros. Die Kosten für wandgebundene Begrünungen können deutlich höher sein als für bodengebundene Varianten, da sie technisch anspruchsvoller sind.
Es gibt verschiedene Bauweisen für wandgebundene Begrünungen. Eine davon ist die Begrünung im Wandregal, bei der horizontale Rinnen oder Einzelgefäße an einer tragenden Konstruktion befestigt sind. Diese Gefäße enthalten Substrate, die für die Pflanzung geeignet sind, und ermöglichen eine punktuelle oder lineare Begrünung entlang der Gebäudewand.
Eine weitere Bauweise ist die Begrünung im textilen Wandbehang, auch bekannt als Living Wall. Dabei werden gefaltete Taschen aus einem Vlies an einer Unterkonstruktion befestigt und mit Substrat gefüllt. Diese Taschen bieten Platz für eine Vielzahl von Pflanzen, darunter Moose, Stauden und Gehölze, und können eine Fassade flächendeckend begrünen.
Mischform
Mischformen der Fassadenbegrünung bieten eine flexible und kosteneffiziente Möglichkeit, die Vorteile sowohl der bodengebundenen als auch der wandgebundenen Begrünung zu nutzen. Diese innovative Herangehensweise ermöglicht es, verschiedene Begrünungsarten miteinander zu kombinieren, um die gewünschten ästhetischen und funktionalen Ziele zu erreichen.
Durch die Kombination von Kletterpflanzen, die sowohl im Erdreich als auch in wandgebundenen Gefäßen gepflanzt werden, kann zum Beispiel das Begrünungsziel schneller erreicht werden. Während die bodengebundene Begrünung eine breite Basis für das Wachstum der Pflanzen bietet, können die wandgebundenen Gefäße dazu beitragen, vertikale Flächen effektiv zu begrünen und architektonische Akzente zu setzen.
Eine Mischform kann auch aus Kostengründen sinnvoll sein. Wenn das Budget nicht ausreicht, um eine vollflächige Living Wall zu installieren, kann eine kleinere wandgebundene Begrünung mit kostengünstigeren Kletterpflanzen kombiniert werden. Auf diese Weise lässt sich eine ansprechende und dennoch erschwingliche Lösung für die Begrünung von Gebäudefassaden realisieren.
Effekte
Fassadenbegrünung bietet eine Vielzahl von positiven Effekten, die sowohl die Umwelt als auch das Wohlbefinden der Menschen in städtischen Gebieten deutlich verbessern können.
Ein bedeutender Effekt der Fassadenbegrünung liegt in ihrer kühlenden Wirkung, sowohl am Gebäude als auch in der unmittelbaren Umgebung. Die Transpiration der Pflanzen kühlt die Luft, was zu einer angenehmeren Atmosphäre führt und Hitzestress reduziert. Diese Kühlwirkung kann auch den Energiebedarf für die Raumkühlung senken und somit Kosten einsparen. Besonders deutlich zeigen sich diese Effekte bei einem hohen Pflanzendeckungsgrad oder einer großen Pflanzenbiomasse. Zudem führt die Verschattung der Gebäudewand durch die Fassadenbegrünung zur Senkung der Oberflächentemperatur, was den Wärmeeintrag in das Gebäude verringern kann, abhängig von der Gebäudedämmung. Um die Kühlleistung langfristig zu erhalten, ist ein gesundes Pflanzenwachstum, regelmäßiger Rückschnitt und eine ausreichende Befestigung des Bewuchses erforderlich. Die Bewässerung der Fassadenbegrünung sollte berücksichtigt werden, um die Kühlleistung und die allgemeine Vitalität der Pflanzen während sommerlicher Trockenheit aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus trägt die Fassadenbegrünung dazu bei, die Wand vor Belastungen und Schäden durch Wärme, Kälte, Sonnenstrahlen und Niederschlag zu schützen. Die wärmeausgleichende Wirkung von Fassadengrün führt zudem zu Einsparungen bei den Kosten und der Energie für Heizung und Klimaanlage in Gebäuden.
Des Weiteren verbessert Fassadenbegrünung die Luftqualität, indem sie Feinstaub bindet, Kohlenstoffdioxid absorbiert und Sauerstoff produziert. Dies trägt dazu bei, die Luftverschmutzung zu reduzieren und die Gesundheit der Menschen zu schützen. Besonders zur Feinstaubbindung eignen sich dabei kleinblättrige Pflanzen, wie zum Beispiel der für die wandgebundene Begrünung verwendbare Gemeine Wacholder.
Darüber hinaus führt die ästhetische Aufwertung der Quartiere durch Fassadenbegrünung zu einer positiven Veränderung des Stadtbildes. Grüne Fassaden tragen dazu bei, das urbane Umfeld ansprechender zu gestalten und eine angenehmere Atmosphäre zu schaffen.
Die Anwesenheit von Grünflächen und Pflanzen hat auch einen nachweislich positiven Einfluss auf das psychische Wohlbefinden der Menschen. Grüne Umgebungen können Stress reduzieren, die Stimmung verbessern und zur Entspannung beitragen.
Des Weiteren trägt Fassadenbegrünung zur Verbesserung der urbanen Biodiversität bei, indem sie Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten schafft. Dies fördert die ökologische Vielfalt in städtischen Gebieten und unterstützt das ökologische Gleichgewicht. Wandbegrünungen bieten vielen Tieren einen Lebensraum mitten in der Stadt und erhöhen die Artenvielfalt – insbesondere, wenn das Fassadengrün aus standortgerechten, heimischen Pflanzenarten besteht. Fledermäuse und Vögel finden zum Beispiel Insekten als Nahrung, und Vögel, wie Haussperlinge, Grünfinken und Amseln, können darin brüten.
Schließlich können begrünte Fassaden auch dazu beitragen, Lärm und Vibrationen zu reduzieren, da Pflanzen eine gewisse Schalldämmung bieten. Dies führt zu einer angenehmeren und ruhigeren Umgebung für die Bewohner und trägt zur Verbesserung der Lebensqualität bei.
Zusätzlich zu den bereits erwähnten positiven Effekten bietet die Fassadenbegrünung noch ungenutzte Potenziale, die weiter erkundet werden können. Eine Frage, die sich stellt, ist, ob öffentliche Gebäude, insbesondere Parkhäuser, stärker als potenzielle Standorte für Fassadenbegrünung genutzt werden können, um sowohl die ästhetische Qualität dieser Strukturen zu verbessern als auch zusätzliche ökologische Vorteile zu erzielen.
Langfristige sollte Fassadenbegrünung bei der Planung und Integration in städtische Entwicklungsstrategien berücksichtigt werden.