Tschernobyl und Fukushima – wo bleibt die Konsequenz?
Vor 35 Jahren, im April 1986, havarierte der Block IV des Atomkraftwerkes Tschernobyl in der Ukraine. Unvorstellbare Mengen radioaktiver Stoffe wurden in die Luft abgegeben und mit dem Wind weiträumig in viele Regionen Europas verteilt. Die Behörden in Deutschland waren auf einen derartigen Unfall nicht ansatzweise vorbereitet. In Hamburg brauchte die Umweltbehörde eine Woche, um erste Informationen herauszugeben und halbwegs angemessen auf Anfragen der Bürgerinnen und Bürger zu reagieren. Bis heute sind in manchen Pilzen und Wildfleisch erhöhte Radioaktivitätswerte nachweisbar.
Ganz nach dem Motto „So etwas kann bei uns nie passieren“ sahen weder die Stadt Hamburg noch das Land Schleswig-Holstein einen Grund, das Atomkraftwerk Brokdorf – neben Stade, Brunsbüttel und Krümmel das vierte Atomkraftwerk an der Elbe – nicht in Betrieb zu nehmen. Jegliche Öffentlichkeitsarbeit der Anti-Atom-Gruppen, Demonstrationen und eine Bauplatzbesetzung halfen nichts: Am 8. Oktober 1986 ging das AKW Brokdorf weltweit als erste Anlage nach dem Reaktorunfall, in Betrieb.
Erst mit dem Super-Gau im japanischen Fukushima am 11. März 2011 kam Bewegung in die hiesige Atomdebatte. Deutschland beschloss am 6. Juni 2011, bis 2022 die letzten Atomkraftwerke stillzulegen.
Atomtransporte sichern den weltweiten Betrieb
Doch der deutsche Atomausstieg ist halbherzig. Die Uranfabriken im niedersächsischen Lingen und im emsländischen Gronau haben keine Betriebsbefristung und stellen weiterhin Uran-Brennstoffe für AKW in aller Welt her. Ein Teil der dafür nötigen Atomtransporte geht durch Hamburg, das damit seinen Beitrag leistet für den Betrieb von Atomkraftwerken in anderen Ländern.
Am 11. März 2021 hatte das AntiAtomPlenum Hamburg deshalb zu einer Mahnwache auf dem Hamburger Rathausmarkt aufgerufen. Die Redner*innen erinnerten nicht nur an die Atomunfälle von damals. Sie zeigten die noch immer ungelösten Probleme der Atomwirtschaft auf und forderten einen schnellen Ausstieg aus der gefährlichen Technologie auf allen Ebenen.
Mitmachen
Der AK Energie des BUND Hamburg beschäftigt sich sowohl mit den Atomtransporten durch Hamburg als auch mit der noch nicht geklärten Frage zur Lagerung des radioaktiven Abfalls.
Noch haben alle vier Atomkraftwerke an der Elbe Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktive Stoffe oder für aufbereitete Brennstäbe. Die Genehmigungen für diese Lager laufen aber vor dem Jahr 2050 aus bzw. sind im Falle von Brunsbüttel ungeklärt.
Mit Aktionen und Diskussionen bringt sich der BUND-Arbeitskreis Energie deshalb in die Debatte ein und hat dabei nur ein Ziel: Atomkraft muss Geschichte werden!