BUND-Landesverband Hamburg

Die Volksdorfer Teichwiesen

Damit Artenvielfalt und stadtnahe Natur kein Widerspruch sind, betreut der BUND die Teichwiesen und erhält so verschiedenste Tier- und Pflanzenarten. Das Gebiet bietet sich auch für spannende Naturspaziergänge an!

Naturschutzgebiet Volksdorfer Teichwiesen | Nähe U-Bahnhof Volksdorf

Entstehung und Geschichte

Am Anfang war die Eiszeit...

Westlich des Volksdorfer Marktes an der Halenreie stehen einige alte Baumriesen. Hier beginnt das Naturschutzgebiet. Folgen Sie doch einmal dem Wanderweg in Richtung Norden. Wenn Sie aus dem Schatten der Bäume heraustreten, werden Sie mit einem unerwartet weiten Blick belohnt.

Vor Ihnen liegt eine anmutige, flache Tallandschaft mit ausgedehnten Wiesen und Weiden. Im Norden und Süden begrenzen baumbestandene Ränder das Tal: Die Volksdorfer Teichwiesen.

Die Volksdorfer Teichwiesen haben eine außergewöhnliche Entstehungsgeschichte: Während der Weichsel-Eiszeit vor ungefähr 15.000 Jahren drangen Gletscher bis weit nach Süden vor. Der äußerste Eisrand lag auf Hamburger Gebiet. Eine Gletscherzunge reichte von Osten kommend in die heutigen Teichwiesen und schob Geröll und Sediment vor sich her. In den Gletscherspalten versickerte Schmelzwasser. Unter dem Eis sammelte sich dieses Wasser und floß wie in einem Tunnel in Richtung Westen ab. Der Fluß unter dem Eis schnitt sich tief ein und schuf die heutige Geländeform: ein in Ost-West-Richtung verlaufendes Tunneltal mit steilen Rändern. Die Talsohle lag mehr als zehn Meter unter dem umgebenden Geländeniveau.

Nacheiszeitlich wurde das Tunneltal mit Sediment und Niedermoortorfen aufgehöht. Hochanstehendes Grundwasser führte über die Jahrtausende zu Torfablagerungen von bis zu fünf Metern Mächtigkeit.  

Selber aktiv werden - mitmachen beim BUND

Wenn Sie mehr tun möchten, um die Schönheit und die Lebensräume der Volksdorfer Teichwiesen zu erhalten, sind Sie jederzeit bei den Aktivitäten des BUND willkommen. Die Bezirksgruppe Wandsbek ist seit 1989 dort betreuend tätig und freut sich über Menschen, die sich aktiv für den Naturschutz engagieren möchten!  

Kontakt

BUND-Gruppe Wandsbek


Marie-Bautz-Weg 15a 22159 Hamburg E-Mail schreiben Tel.: 040 / 645811211

An den nördlich und südlich verlaufenden Rändern des Tunneltales führt der heutige Wanderweg durch Gehölzbestände mit ca. 150 alten Bäumen. Auf diesem höheren Gelände haben sich hauptsächlich Eichen und Buchen etabliert. Der Talgrund ist feucht mit hoch anstehendem Grundwasser. Hier prägte die Wirtschaftsweise des Menschen die Tier- und Pflanzenwelt.
 
Im Mittelalter war ein großer Teil des heutigen Naturschutzgebietes von einem Mühlteich überstaut, lag also unter Wasser. Ende des Neunzehnten Jahrhunderts legten die Menschen diesen Teich trocken. Die Teichwiesen wurden seitdem als Grünland landwirtschaftlich genutzt. Aufgrund der Feuchtgründigkeit blieb das Gebiet von der Intensivierung der Landwirtschaft verschont. Zum Glück scheiterte Anfang des letzten Jahrhunderts der Versuch, die Wiesen durch Anlage der beiden zentralen Teiche zu entwässern und anschließend zu bebauen. Geblieben sind davon die Teiche, von denen der Große ein weiterer Anziehungspunkt für Erholungssuchende ist. Im Winter gehört er aufgrund seiner freien Lage im kühlen Talkessel zu den ersten, die eine für das Schlittschuhlaufen ausreichende Eisdecke entwickeln. 

Lebensraum mit hoher Artenvielfalt!

Vom Weg, der sich im Norden entlang der Teichwiesen zieht, können Sie weit ins Grünland bis hin zu den Teichen blicken. Aber auch direkt am Wegesrand sind viele der Tiere und Pflanzen zu beobachten:
Im Frühling ist der Kiebitz auf den Weiden manchmal noch zu Gast und wir tun alles dafür, dass er - wie früher - wieder im Naturschutzgebiet brütet. Im Juni blühen Hunderte von Orchideen auf den feuchten Wiesen. Graureiher und Störche suchen nach Nahrung, im Sommer surrt die Luft vom Gesang der Heuschrecken, Schmetterlinge fliegen von Blüte zu Blüte. Selten gewordene Tiere wie Moorfrösche und Kammmolche, C-Falter, Perlmuttfalter und Sumpfschrecken sowie zahlreiche bedrohte Pflanzenarten finden hier einen Lebensraum. 

Naturschutz und Naturnutzung

Um die Form des Tunneltales mit dem artenreichen, feuchten Grünland und die auf diesen Lebensraum angewiesenen Tier- und Pflanzenarten zu schützen, wurden die Volksdorfer Teichwiesen 1993 unter Naturschutz gestellt. Das allein reicht in diesem Fall jedoch nicht, um die Eigenart des Gebietes zu erhalten!

Wenn die Wiesen und Weiden sich selbst überlassen blieben, würden bald hochwüchsige Stauden, Gräser und Gebüsche die Orchideen, Kleinseggen, Sumpfveilchen und die anderen seltenen Pflanzenarten verdrängen. Langfristig würde sich ein Bruchwald entwickeln. Viele Tagfalter- und Heuschreckenarten fänden dann keinen Lebensraum mehr.  Das Grünland in den Teichwiesen ist eine von Menschen geschaffene Kulturlandschaft. Um sie zu erhalten, ist landwirtschaftliche Nutzung oder Pflege notwendig! Aus diesem Grund steht ein Teil des Grünlandes unter Vertragsnaturschutz. Ein Landwirt nutzt die stadteigenen Flächen. Beweidungsintensität, Mahdhäufigkeit und Mahdtermine werden auf die Ansprüche der wildlebenden Tiere und Pflanzen abgestimmt.

Auch der Verbandsnaturschutz leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des wertvollen Lebensraumes. Seit Jahren betreuen der Botanische Verein zu Hamburg e.V., die Loki-Schmidt-Stiftung sowie der BUND gemeinschaftlich das Naturschutzgebiet und bemühen sich darum Beeinträchtigungen fern zu halten. Der BUND hat die Tier- und Pflanzenwelt der Teichwiesen intensiv untersucht und lässt die Ergebnisse in den praktischen Naturschutz einfließen. Engagierte Mitglieder der Bezirksgruppe Wandsbek mähen die artenreichsten Flächen, entfernen Gehölzaufwuchs und legen Amphibiengewässer an - stets in Absprache mit dem Naturschutzreferat des Bezirkes.

Die Natur erleben - Naturschutzbestimmungen beachten!

Ein Spaziergang durch die Volksdorfer Teichwiesen ist für aufmerksame Betrachter ein interessantes Naturerlebnis! In den Wiesen blühen farbenprächtige Pflanzen: gelbe Sumpfdotterblumen im Mai, rosa Knabenkräuter im Juni und bunt blühende Hochstauden im Sommer.  Mit dem Sumpfveilchen-Perlmuttfalter beherbergt das Gebiet auch eine Art, die in Hamburg gegenwärtig nur noch hier vorkommt. Der früher auf Feuchtwiesen häufige Falter ist von seiner Futterpflanze dem Sumpfveilchen abhängig. Und das findet sich augenscheinlich nur noch in den Teichwiesen in ausreichender Anzahl.

Auch unmittelbar am Wegrand gibt es viel zu entdecken. Im Frühling wachsen zarte Frühblüher unter den Bäumen. Beobachten Sie einmal im Sommer Blütenbesucher wie Schmetterlinge, Schwebfliegen und glänzende Käfer auf den Hochstauden. Wenn Sie eine Lupe dabeihaben, gibt es dort kleine Wunder der Natur zu entdecken! Im Spätsommer können Sie bei der Weggabelung nahe der Brücke über die Saselbek wunderbar Heuschrecken beobachten. Manchmal hat man Glück, und das seltene Zwitscher-Heupferd zeigt sich unmittelbar am Weg. Oder schließen Sie einfach einmal Ihre Augen. Die Geräusche der Natur sind hier ein wahrer Ohrenschmaus! 

 

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