Stadtbäume im Hitze-Stress – BUND-Tipps zum richtigen Gießen und Wässern

03. August 2022 | Klimaschutz, Naturschutz, Nachhaltigkeit, Öko-Tipp

Es ist Hochsommer, die Temperaturen steigen mancherorts auf Rekordmarken. In vielen Städten staut sich die Hitze. Asphalt und Gebäude heizen sich stark auf. Das Laub vieler Bäume welkt bereits. Unsere Stadtnatur ist in diesen heißen, trockenen Tagen auf genügend Feuchtigkeit angewiesen. Was jede*r für die Stadtbäume tun kann und was dabei zu beachten ist, darüber sprechen wir mit der BUND-Expertin für Stadtnatur Afra Heil.

Warum sind Stadtbäume so wichtig? 

Afra Heil: Bäume haben in der Stadt eine große Auswirkung auf das Mikroklima und somit auch auf das Leben für uns Menschen. Also sie sind dabei richtige Alleskönner. Sie spenden Schatten. Wenn man sich einen ausgewachsenen Laubbaum anschaut, der kann an einem heißen Sommertag bis zu 400 Liter Wasser verdunsten, was sich stark auf die Temperatur auswirken kann.

Außerdem reduzieren Bäume die Staubbelastung, indem sie schwebende Bakterien, Sporen, aber auch Feinstäube filtern und entlasten die Atmosphäre, indem sie CO2 zu Sauerstoff umwandeln. Bäume können aber noch mehr. Sie haben eine große Funktion als Lebensraum für zum Beispiel Eichhörnchen, Grünspecht, aber auch viele Insekten und durchlüften den Boden und speichern Wasser. Das klingt erst mal ein bisschen banal, aber das ist besonders wichtig, weil aufgrund der starken Bodenversiegelung Regen nicht mehr ausreichend versickern kann. Und Bäume können somit also Hochwasserereignisse abpuffern.

Und vielleicht noch ein dritter Punkt: für den Menschen bieten sie noch positive Wirkungen auf die Psyche. Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass zehn Bäume mehr pro Häuserblock die Gesundheit von Menschen messbar verbessern. Ob das jetzt messbar ist oder nicht – Stadtbäume tun uns gut, laden einen zum Verweilen und Erholen.

Wenn Stadtbäume für das Klima und die Menschen in der Stadt so einen großen Einfluss haben, warum werden nicht mehr davon gepflanzt?

Afra Heil: Ja, wir kennen es alle: Jede Fläche in der Stadt ist eben begehrt. Wir haben es zu tun mit Wohnraumschaffung, aber auch mit Spekulation von Boden und Immobilien. Und die fördern eben das Bauen. Und in den meisten Fällen müssen dann die Grünflächen und auch die Bäume weichen. Das sind teilweise dann große und alte Bäume, die besonders wertvoll sind für das Stadtklima und die Tierwelt und die Nachpflanzungen, die eben auch bei Bauprojekten verpflichtend sind, können den Verlust eines alten Baumes aber nur schwer kompensieren. Für Neupflanzungen fehlt außerdem oft der Platz. Es muss aber für die Kommune eigentlich ein wichtiges Anliegen sein, Bäume zu erhalten und deren Zahl zu erhöhen. Weil nur so bleibt es eben in Zeiten von Klimawandel in der Stadt erträglich.

Was noch ein Faktor ist, ist, dass die Pflege bei einer Neupflanzung von jungen Stadtbäumen ziemlich intensiv sind. Die brauchen etwa zehn Jahre lang ständige Bewässerung. Und das können die Kommunen oftmals nur schwer stemmen.

Und wie geht es den Bäumen in der Stadt in diesen heißen Sommertagen? 

Afra Heil: Die Stadtbäume sind einer Vielzahl von Belastungen ausgesetzt wie Hitze, Verkehr, Wassermangel und auch Nährstoffarmut. Ein Problem ist die hohe Verdichtung des Bodens rund um die Baumscheiben, das heißt den sichtbaren Teil der Pflanzgrube, da wo der Stamm in den Boden geht. Bäume bekommen einfach sehr schlecht Wasser- und Nährstoffzufuhr.

Und wenn es jetzt zu wenig geregnet hat wie gerade, ist kaum Wasser im Boden gespeichert und das Grundwasser ist gesunken. Und das ist für große und alte Bäume eben weniger ein Problem. Bei jungen Bäumen oder Flachwurzlern ist es so, dass sie nicht mehr an das Wasser rankommen und sind deshalb auf eine zusätzliche Wasserversorgung angewiesen.

Was muss passieren, damit es den Stadtbäumen besser geht?

Afra Heil: Grundsätzlich braucht es eine mittelfristige Strategie der Städte und Kommunen, um Regenwasser besser zu speichern. Dazu gehört die Entsiegelung von Flächen, Erhöhung der Grünanlagen, das Sammeln von Wasser in Sickergruben und eben auch ausreichend große Pflanzgruben für das Wurzelwerk der Bäume.

Bürgerinnen und Bürger können die Kommunen und Städte beim Gießen in besonders heißen Perioden zeitweise unterstützen. Grund dafür ist oft, dass Straßen- und Grünflächenämter leider personell unterbesetzt sind und einfach in diesen Extremsituationen, also trotz zusätzlichen Bewässerungen, gar nicht alle Bäume versorgen. Das heißt, einige Städte bitten ihre Bürger und Bürgerinnen um Mithilfe bei der Bewässerung. Besonders bei jungen Bäumen, weil die brauchen eben viel Wasser zum Anwachsen. Da braucht man dann auch keine Angst zu haben, dass der Baum zu viel gegossen wird. Wenn es trocken aussieht, solltest du hingehen und den Baum gießen. Die Straßen- und Grünflächenämter würden das dann auch bemerken, wenn da schon gegossen wurde.

Wie viel Wasser braucht denn so ein Baum und worauf sollte ich achten beim Gießen? 

Afra Heil: Also es ist empfohlen, etwa 100 Liter in der Woche zu gießen. Dabei ist es besser, diese Menge wöchentlich zu gießen als täglich, damit das Wasser tiefer in den Boden sickert und nicht so viel verdunstet. Wenn man dann anfängt mit dem Gießen, ist es hilfreich, die Erde um den Baum zuerst mit einem Eimer langsam anfeuchten, damit die Erde das Wasser besser aufnimmt und dann nicht oberflächlich abfließt. Gießringe, die man aus Erde formt, können dann dabei helfen, damit das Wasser in der Baumnähe bleibt.

Am besten gießt man frühmorgens oder spät am Abend, wenn es nicht mehr so heiß ist, damit das Wasser nicht verdunstet. Und als kleinen Tipp: Ein paar Städte geben auch sogenannte Bewässerungssäcke zum Ausleihen aus. Das heißt, die werden dann mit einer Manschette um den Baumstamm befestigt und mit Wasser befüllt und das Wasser bleibt dann nah an den Wurzeln und versorgt den Baum quasi kontinuierlich bis der Sack leergelaufen ist.

Was auch helfen kann, sind bepflanzte Baumscheiben. Die Pflanzen machen den Boden zusätzlich noch mal locker, schützen vor direkter Sonneneinstrahlung und vor Verdunstung und der Boden wird somit auch wieder aufnahmefähiger für Wasser.

Darf man diese Baumscheiben dann einfach selber bepflanzen?

Afra Heil: Das wird sogar von der Kommune manchmal gern gesehen, allerdings erst nach Anmeldung oder auch Genehmigung. Fragen Sie dann einfach bei dem zuständigen Grünflächenamt und in vielen Fällen dürfte das ohne Probleme möglich sein.

Es gibt zwei, drei Punkte, die Du beachten solltest. Die Baumwurzeln sollten bei der Auflockerung der Erde dann nicht zu sehr verletzt werden. Außerdem sollte maximal zwei Zentimeter Erde extra aufgeschüttet werden. Suchen Sie sich dann am besten robuste und möglichst unterschiedliche Pflanzen aus. Im besten Fall heimische, die dann auch von Insekten und Bienen vor allen Dingen genutzt werden können.

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