Wundermittel Holunder

01. September 2020 | Gesundheit, Naturschutz, Streuobstwiesen

Satt schwarz glänzend baumeln die kleinen Früchte an ihrer Rispe – bis ein Vogel der Verlockung erliegt. Für Vögel sind die Steinfrüchte des Schwarzen Holunders (Sambucus nigra) ein Festschmaus, von dem auch der Strauch profitiert. Die Holundersamen werden von den gefiederten Helfern nicht verdaut, sondern wieder ausgeschieden und dadurch an andere Orte verteilt.

Holunderbeeren sind Energiespender

Für Menschen ist die Verlockung des bei uns in Norddeutschland auch als „Flieder“ bekannten Holunderstrauches vor allem eine kulinarische. Doch was viele vielleicht nicht wissen: Holunderbeeren sind wahre Kraftpakete für unsere Gesundheit. Die kleinen schwarzen Früchte enthalten sogenannte Flavonoide, die ein wirksames Mittel gegen Grippe-Erreger sind, da sie die Aktivität der Viren unterbinden können. Der enthaltene Farbstoff Sambucyanin stärkt den Kreislauf und der hohe Gehalt an B-Vitaminen kann bei Stress und Konzentrationsstörungen helfen. Außerdem lässt er Haut und Haare glänzen.
Auch Blasen- und Nierenprobleme können durch die harntreibende Wirkung des Holunders gelindert werden. Die farbgebenden Anthocyane wirken als Antioxidantien gegen schädliche Veränderungen in den Zellen. Diesen Radikalfängern wird eine Minderung des Risikos von Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen zugeschrieben. Laut einer Langzeitstudie der Harvard School of Public Health können die Anthocyane zudem das Risiko verringern, an Parkinson zu erkranken.

Keine Angst vor Hexen und Schlangen

Um den Holderbusch rankten sich in früheren Zeiten viele Geschichten: Er schützte angeblich vor Hexen, Schlangenbissen, Mückenstichen und Blitzeinschlag und beherbergte wohlgesinnte Hausgeister. Dies führte zum Brauch, vor dem Strauch den Hut zu ziehen. Heutigen Hobbygärtner*innen können Holunderblätter dabei helfen, sich von Wühlmäusen zu befreien - einen Versuch ist es wert. Die intensiv riechenden Blätter werden einfach in die Gänge der Mäuse hineingesteckt. Der Geruch soll die Mäuse vertreiben.

Beobachtungstipp

Holundersträucher schmücken Wegesränder, Flussufer und Waldlichtungen und bieten als Futterstellen ideale Beobachtungspunkte für viele Vogelarten wie Stare, Amseln und Mönchsgrasmücken.
Kindern freuen sich über das schöne Farbspiel des Fruchtsaftes von rosa über lila zu blauschwarz, wenn sie die Früchte selbst oder ihren Saft zum Malen nutzen. Und wer einen Becher warmen Holunderpunsch trinkt, hat hinterher schön blauverzierte lachende Mundwinkel.

Vorsicht vor unreifen Beeren

Es gibt natürlich auch zahlreiche tolle Rezepte auf Holunder-Basis. Verwöhnen Sie Ihren Gaumen doch mal mit Köstlichkeiten wie Apfel-Holunderkuchen, Holunder-Konfitüre, Fliederbeersuppe und vielen weiteren Kreationen.
Doch Vorsicht: Möchten Sie die Beeren des Schwarzen Holunders verzehren, pflücken Sie nur reife, schwarze Beeren, die Sie zusätzlich abkochen müssen. Noch unreife Beeren und die Samen der reifen Beeren enthalten das schwach giftige Sambunigrin, welches erst beim Erhitzen seine Giftigkeit verliert. Holunderbeeren sollten Sie zudem nur weit von Straßen entfernt sammeln, um Schadstoffbelastungen zu vermeiden. Und ernten Sie bitte nicht den gesamten Beerenvorrat eines Strauches, die Tiere möchten auch noch von den gesunden Beeren fressen.

Holundersträucher wachsen oft in naturnahen Hecken, die als strukturgebendes Element auch unsere Streuobstwiesen bereichern. Der BUND Hamburg pflegt etliche dieser wichtigen Lebensräume zum Erhalt vieler Tier- und Pflanzenarten. Ein Besuch dort ist immer lohnenswert, z.B. bei einer BUND-Führung. Weitere Informationen zu den BUND-Streuobstwiesen finden Sie hier.

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