Störche finden keine Nahrung mehr in Wilhelmsburg

21. Mai 2024

Der BUND Hamburg schlägt Alarm: Der dramatische Amphibienschwund auf der Elbinsel bedroht Storchen-Population

Noch vor rund 20 Jahren war der Einlagedeich im Stadtteil Wilhelmsburg im Frühjahr kaum befahrbar, ohne vorher die wandernden Frösche beiseite zu räumen. Diese Zeiten sind vorbei, wie der BUND dieses Jahr zur Laichzeit erneut beobachten konnte. Zum Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai macht der BUND auf den dramatischen Schwund der Amphibien in Wilhelmsburg und die Bedrohung für weitere Arten wie die Störche aufmerksam und fordert den Hamburger Senat auf, alles zu tun, den dramatischen Rückgang der Arten aufzuhalten.

„Am Beispiel Amphibien wird deutlich, wie wichtig der Schutz von Biodiversität ist: Zum einen sind sie Nahrungsgrundlage für Störche und Ringelnattern, zum anderen fressen Frösche und Kröten Mückenlarven, was auch uns Menschen zugutekommt. Stirbt eine Art, sterben weitere Arten aus und das ganze Ökosystem gerät aus dem Gleichgewicht“, beklagt Gisela Bertram, stellvertretende Vorsitzende des BUND Hamburg und Geschäftsführerin der Stiftung Ausgleich Altenwerder. Gerade Amphibien wie Grasfrosch, Moorfrosch und Erdkröte sollten in der Wilhelmsburger Landschaft weit verbreitet sein – stattdessen werden sie immer weniger und stehen auf der Roten Liste.

Eine Ursache für den massiven Rückgang sieht Gisela Bertram in der zunehmenden Versiegelung von Landschaften. Durch den Bau von Gebäuden, Gewerbegebieten und Straßen werden Lebensräume von zahlreichen Arten zerschnitten und langfristig zerstört. Bertram dazu: „Wir müssten alles daran setzen, die Natur, die es noch gibt, in Ruhe zu lassen. Gerade in hoch verdichteten Städten wie Hamburg ist diese besonders wertvoll für zahlreiche Arten. Aber stattdessen baut Hamburg sogar neue Autobahnen wie die A26 Ost.“

An bestehenden Straßen, wie etwa dem Waldweg in Hamburg Volksdorf, fordert der BUND Querungshilfen für Amphibien und andere Kleintiere. Solche Maßnahmen seien wichtig, damit Kröten und Frösche zwischen ihren Teillebensräumen ungefährdet hin und her wechseln können. Auch müssten Gewässer als Laichhabitate und für die Entwicklung der Larven genügend Wasser führen. Es sei nicht ausreichend, Ersatzgewässer zu bauen, nachdem andere Gewässer durch Eingriffe in die Natur zerstört wurden. Diese Ersatzgewässer wie etwa am Kreetsander Hauptdeich fallen oft trocken und seien somit nicht für Amphibien geeignet.

Ein weiterer Grund für den Amphibienschwund sieht Gisela Bertram in der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Die Frage, welche Abstände beim Spritzmitteleinsatz von den Be- und Entwässerungsgräben einzuhalten sind, sei in Hamburg bislang nicht abschließend geklärt.

„Bei vielen Maßnahmen ist der Hamburger Senat gefordert! So brauchen wir gesetzlich geregelte Abstände, innerhalb derer keine Spritzmittel eingesetzt werden dürfen. Dann haben auch die Landwirte eine klare Orientierung. Auch der Flächenschwund muss ein Ende haben. Der Hamburger Senat muss alles daran setzen, bestehende Naturflächen zu erhalten“, so Bertram. „Doch auch jede und jeder Einzelne kann aktiv werden! Unsere Artenschutzprojekte, bei denen uns viele Ehrenamtliche unterstützen, zeigen Wirkung: Dank des Amphibienzauns in Hamburg Volksdorf konnten über 3600 Amphibien sicher in ihre Laichgebiete gebracht werden. Auch in Neuwiedenthal sehen wir seit dem Einstau eines Grabens deutliche lokale Verbesserungen für den Lebensraum der Amphibien.“

Wer sich beim BUND für den Artenschutz engagieren möchte, kann sich gerne per E-Mail melden an mitmachen(at)bund-hamburg.de.

Für Rückfragen:
Gisela Bertram, gisela.bertram(at)bund-hamburg.de, Tel. 040 - 2800 7732
Lotta Repenning, BUND-Pressestelle, presse(at)bund-hamburg.de, Tel. 040 - 600 387 12

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