BUND-Landesverband Hamburg

Klimakrise beschleunigt menschengemachte Wasserkrise – und umgekehrt

15. Juni 2020 | Amphibien, Klimaschutz, Gewässer, Elbe, Alster, Lebendige

BUND stellt neues Papier „Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt“ vor / Austrocknung von Mooren und Feuchtgebieten gefährdet Natur und beschleunigt Klimawandel

Am 20. Juni ist kalendarischer Sommeranfang und vielerorts sind schon jetzt Trockenheit und niedrige Wasserstände in den Flüssen an der Tagesordnung, Äcker, Wiesen und Wälder leiden zusätzlich unter den regenarmen Sommern der vergangenen Jahre. Angesichts dieser verheerenden Zustände fordert der BUND in seinem neuen „Gewässerpapier“ bundesweit ein radikales Umdenken in der Gewässerpolitik.

„Die Klimakrise schreitet voran und die gesamte Natur leidet unter dem zunehmenden Wassermangel, der wiederum den Klimawandel beschleunigt. Der neue rot-grüne Senat muss deshalb auch in Hamburg den Gewässerschutz und den Schutz des Grundwassers ganz oben auf die Tagesordnung setzen“, fordert Wolfram Hammer, Gewässerexperte des BUND Hamburg.

Die Jahre 2014, 2018 und 2019 waren die drei wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnung in Deutschland. Der BUND kritisiert vor diesem Hintergrund, dass Hamburg jedes Jahr rund 15 Millionen Kubikmeter Grundwasser aus einer der trockensten Gegenden Deutschlands, der Nordheide, für die Wasserversorgung der Hansestadt abpumpt. Die Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel seien angesichts der fehlenden Niederschläge fatal, würden aber erst nach einigen Jahren sichtbar, da es auch in regenreichen Perioden über fünf Jahre dauere, bis das Niederschlagswasser den Grundwasserleiter erreiche.

In Zeiten von Klimakrise und Artensterben braucht es laut BUND Flüsse und Bäche, Teiche und Seen, die Hitze und Trockenheit gut verkraften sowie Landschaften, die Wasser zwischenspeichern können. Dies gelingt aus Sicht des Naturschutzverbandes nur, wenn der Gewässerschutz in allen Politikbereichen, aber auch von der Bevölkerung mitgedacht wird.

Zur Lösung der Wasser- und Klimakrise fordert der BUND

  • den CO2-Ausstoß in allen Sektoren verbindlich zu reduzieren als Hamburger Beitrag für das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen
  • eine breit angelegte Kampagne zum Wassersparen, um die Grundwasserentnahme in der Nordheide weitest möglich zu reduzieren
  • eine dezentrale Gestaltung der Abwasserentsorgung in der Metropolregion Hamburg. Die Ableitung des gereinigten Abwassers direkt in die Elbe führe zu immer weniger Grundwasserneubildung. Umgekehrt müsse die Versorgung der Hansestadt Hamburg mit Trinkwasser zunehmend auf die Nutzung gereinigten Elbwassers umgestellt werden
  • einen vollständigen Stopp der privaten Wasserentnahme aus Hamburger Gewässern zum Gießen von Gärten und Rasenflächen. Dies führe zur Absenkung der Wasserstände sowie zur Erwärmung unserer Fließgewässer mit fatalen Folgen für deren Sauerstoffhaushalt
  • einen standorttypischen, Schatten spendenden Baumsaum entlang von Gewässerufern. Damit könnten mehrere Grad der heute durch direkte Besonnung hervorgerufenen Überwärmung unserer Bäche und kleinen Flüsse kompensiert werden.
  • den Stopp weiterer Flächenversiegelungen, denn besonders in Städten wird das Wasser meist schnell und oberflächlich abgeführt und kann nicht in den Boden eindringen.

Der BUND weist darauf hin, dass die Bruch- und Sumpfwaldgebiete im Hamburger Raum sowie die regen – und grundwassergespeisten Moore bereits flächig austrocknen. Dies führe zu einer Freisetzung des dort gebundenen CO2 und heize damit den Klimawandel weiter an. Außerdem seien bereits in diesem Jahr aufgrund der Trockenheit in vielen Gebieten Hamburgs und des Umlandes Laichstandorte für Amphibien verloren gegangen und die Wanderung der Frühlaicher war erheblich reduziert. „Während Mücken und andere Insekten ihre Eier später ablegen, können die frühlaichenden Amphibien dies nicht“, so der BUND. Eine Folge sei, dass etwa Stechmücken massiv zunehmen, da die biologische Schädlingsbekämpfung nicht mehr funktioniere. Jegliche Entwässerungs­maßnahmen in Moorgebieten und Gewässern müssten daher grundsätzlich untersagt werden.

An die Bevölkerung appelliert der BUND, artenreiche Gärten anzulegen und auf den zunehmenden Einsatz von Mährobotern zu verzichten. „Diese oft täglich gemähten Flächen sind für die Natur wertlos und führen ebenso dazu, dass der so dringend nötige Niederschlag weitgehend oberflächlich abfließt und nicht in den Boden eindringt“, so Wolfram Hammer vom BUND.

Mehr Informationen:

Das BUND-Gewässerpapier „Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt“ finden Sie in einer Kurzfassung bzw. in der Langfassung.

Für Rückfragen:
Paul Schmid, Pressesprecher des BUND Hamburg, Tel. 040 600 387 12

 

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