Keine Bebauung im Spreehafenviertel

04. September 2023 | Flaechenschutz

BUND fordert Erhalt vom „Wilden Wald“

Für das Bauvorhaben „Neues Wohnen und Gewerbe“ im Spreehafenviertel sollen 8,5 ha Wald gerodet werden. Der BUND positioniert sich heute entschieden gegen das Bauvorhaben und reicht gemeinsam mit der AG Naturschutz eine Stellungnahme zum B-Plan Entwurf Wilhelmsburg 102 ein.

„Aus Klimaschutzsicht ist das Bauvorhaben eine Katastrophe und läuft komplett konträr zu den Hamburger Klimaschutzzielen. Neben dem offensichtlichen Verlust von Naturraum wird hier ein Neubaugebiet geplant, das völlig aus der Zeit gefallen ist. Es wird nicht einmal versucht, die Potentiale für klimagerechtes Bauen auszuschöpfen“, sagt Biologin Gisela Bertram, stellvertretende Vorsitzende des BUND Hamburg.

Der BUND kritisiert vier entscheidende Punkte:

Klimaschutz:
„Unsere Waldgebiete sind von den Folgen der Klimakrise betroffen, dabei brauchen wir sie mehr denn je für den Klimaschutz. Wir müssen deshalb alles dafür tun, sie zu schützen“, so Bertram. Ein neues Wohngebiet auf Kosten dieser Waldfläche zu bauen, sei unverantwortlich.

Auch die Klimabilanz gehe aus dem Bebauungsplan nicht hervor. Aus Sicht des BUND enthalten die Planunterlagen keinerlei Informationen zu den Treibhausgasemissionen, die das Neubauquartier während des Baus sowie nach der Fertigstellung verursachen wird. Katharina Thelosen, Referentin für Flächenschutz beim BUND Hamburg dazu: „Wir sehen hier einen Mangel in den Planunterlagen (Abwägungsmangel nach §214 BauGB) und sind der Meinung, dass der Bebauungsplan so nicht genehmigt werden kann.“

Energie:
Die Chance, innovative Wege im Bereich Energie zu gehen, wird vertan: Die geplante Bauweise nach KfW 55 entspräche nur dem gängigen Standard von Neubauten. Auch für die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern macht der Bebauungsplan keine Vorgaben, die über den gesetzlichen Standard hinausgehen.

Mobilität:
Die geplante Anbindung des Neubauquartiers sei rückschrittlich. Das Auto erhalte mit 4-5 Stellplätzen je 10 Wohneinheiten wieder einmal Vorrang vor dem Fahrrad, welches lediglich 2-3 Stellplätze im öffentlichen Raum erhielte. Die direkte Anbindung an S- oder U-Bahn ist laut BUND nicht gegeben. „Zur S-Bahnstation Veddel sind es mindestens 17 Minuten Fußweg und die U4-Verlängerung in Richtung Wilhelmsburg, auf die sich das Mobilitätskonzept beruft, steht aktuell noch in den Sternen. Damit ist das Auto wieder das attraktivste Fortbewegungsmittel, was sowohl der Mobilitätswende als auch dem Klimaschutz entgegensteht.“, sagt Thelosen.

Artenschutz:
„Der Wilde Wald enthält wertvolle Lebensräume für viele Arten und steht in Beziehung zu umliegenden Ökosystemen“, sagt Bertram. Unmittelbar von der Rodung betroffen wären Brutvögel und Fledermäuse. Als Beispiel nennt Bertram zudem die Erdkröten, die in den umliegenden Gewässern nachgewiesen wurden und auch an Land, direkt im Wilden Wald, leben. So würde die Krötenart, die eigentlich häufig sein sollte, es aber nicht mehr ist, sprichwörtlich weiter den Wald unter ihren Füßen verlieren.

 

Für Rückfragen:

Gisela Bertram, Stellvertretende BUND-Vorsitzende, Tel. 040 600387 00
Katharina Thelosen, Flächenschutz des BUND Hamburg, Tel. 040 600 387 17
Lotta Repenning, BUND-Pressestelle, Tel. 040 600 387 12

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