BUND-Landesverband Hamburg

Kaum noch Frösche für Wilhelmsburger Störche

21. April 2022 | Amphibien, Artenschutz, Naturschutz, Storch, Flaechenschutz

Drastischer Amphibienschwund auf der Elbinsel / BUND vermutet Einfluss der intensiven Landwirtschaft

Noch vor 20 Jahren war der Einlagedeich im Stadtteil Wilhelmsburg im Frühjahr kaum befahrbar, ohne vorher die wandernden Frösche beiseitezuräumen. Diese Zeiten sind vorbei. Heute sind zur Laichzeit kaum noch ein Frosch, eine Kröte oder ein Molch dort unterwegs.

Der BUND Hamburg sowie Vertreter*innen der Loki Schmidt Stiftung und der Stiftung Ausgleich Altenwerder trafen sich heute am Einlagedeich, um auf den dramatischen Rückgang der Amphibienpopulation auf der Elbinsel aufmerksam zu machen.

„Wenn dies so weitergeht, wird auch das einzige Storchenpaar auf Wilhelmsburg bald keine Nahrung mehr finden“, beklagt Christiane Blömeke, Vorsitzende des BUND Hamburg. Die Wilhelmsburger Störche brüten seit den 1990er-Jahren auf dem Storchenhorst, den der im vergangenen Jahr verstorbene, weithin bekannte Naturschützer und ehemalige BUND-Vorsitzende Harald Köpke dort aufgestellt hatte. „Damals bot der Wilhelmsburger Osten ein reiches Nahrungsangebot für Störche. Die für die Aufzucht von Jungstörchen besonders ‚passenden‘ kleinen Frösche gibt es aber kaum noch“, so Christiane Blömeke.

Dr. Gisela Bertram von der Stiftung Ausgleich Altenwerder und Axel Jahn von der Loki Schmidt Stiftung beobachten den Amphibienrückgang auf ihren Stiftungsflächen auf Wilhelmsburg seit Jahren sehr genau. Teiche und Gräben als Wasserlebensraum sowie Gehölzbestände zum Überwintern gibt es dort zuhauf und bis zum Jahr 2015 waren die Amphibien auch massenhaft vorhanden. Doch seither werden es jedes Jahr weniger

Einen Grund für den massiven Rückgang sieht Axel Jahn in der starken Zunahme des Einsatzes Herbiziden, die häufig im Ackerbau eingesetzt werden, um unerwünschte Kräuter zu beseitigen. „Der Maisanbau hat auf Wilhelmsburg in den letzten Jahren deutlich zugenommen und mit ihm der Einsatz des Wirkstoffes Glyphosat, der leider auch in die Gewässer gelangt“, kritisiert der Geschäftsführer der Loki-Schmidt-Stiftung. „Gelangt Glyphosat in einen Graben, breitet es sich im gesamten Wasserkörper aus. Zum Schutz der Gewässer brauchen wir deshalb geeignete gesetzliche geregelte Abstände, innerhalb derer keine Spritzmittel eingesetzt werden dürfen“, so Axel Jahn. Studien hätten gezeigt, dass an Insekten oft mehrere verschiedene Spritzmittel gleichzeitig anhaften. Wenn sie nicht direkt verenden, werden sie von Fröschen gefressen und das Gift reichert sich in der Nahrungskette an.

Dr. Gisela Bertram sieht in den trockenen Jahren 2018-2020 einen weiteren Grund für den Amphibienschwund. Die Gewässer führten in diesen Sommern deutlich weniger Wasser, obwohl in der Elbmarsch reichlich Wasser vorhanden ist und die Wasserstände im Wilhelmsburger Osten über die Stauwehre und Siele technisch höher eingestellt werden könnten.

„Der Klimawandel wird dieses Problem nochmals deutlich verschärfen, zumal auch die Landwirtschaft Wasser zur Bewässerung ihrer Felder aus den Gräben entnimmt. Die Geschäftsführerin der Stiftung Ausgleich Altenwerder sieht hier die Wasserverbände in der Pflicht: „Die Elb-Marsch ist ein ‚Wasser-Gunststandort‘. Wir haben hier genug Wasser – wir müssen es nur in die Gräben hineinlassen“, so Gisela Bertram. 

Für Rückfragen:

Paul Schmid, BUND-Pressesprecher, Tel. 040 600 387 12

Grafik: Moor- und Grasfrösche am Jakobsberg (2013-2021)

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