BUND-Landesverband Hamburg

BUND lehnt Sportplatzerweiterung für den FC St. Pauli im Überschwemmungsgebiet ab

31. März 2022 | Flaechenschutz, Klimaschutz

Absichtserklärung zwischen Stadt und Verein hebelt Beteiligungsmöglichkeiten aus / Natur darf nicht durch Plastik ersetzt werden / Kunstrasenabrieb führt zu Gewässerbelastung der Kollau

Die Pläne für eine Erweiterung des Trainingsgeländes des FC St. Pauli an der Kollaustraße stoßen auf heftige Kritik des BUND in Hamburg. Die vorgesehenen Flächen liegen mitten im Überschwemmungsgebiet der dort verlaufenden Kollau.

Der BUND kritisiert insbesondere das Vorgehen im Rahmen der Planung. Noch vor dem Start des Bauleitplanverfahrens, in dessen Rahmen sich Umweltverbände und die Öffentlichkeit beteiligen können, hatten Sportsenator Andy Grote, Finanzsenator Dr. Andreas Dressel und Bezirksamtsleiter Kay Gätgens einen so genannten „Letter of Intent“ mit dem FC St. Pauli unterzeichnet. Aus Sicht des BUND war dies eine Vorfestlegung, welche die öffentlichen Beteiligungsmöglichkeiten unterläuft.

„Mit dem Letter of Intent werden noch vor dem offiziellen Planverfahren Fakten geschaffen, die eine Beteiligung im weiteren Verlauf zur Farce verkommen lassen. Eine ergebnisoffene Abwägung oder auch die Suche nach weniger problematischen Alternativstandorten ist damit kaum noch möglich“, sagt Christiane Blömeke, die Landesvorsitzende des BUND Hamburg.

Dazu komme, dass die Erweiterung des Sportgeländes mitten im Überschwemmungsgebiet der angrenzenden Kollau liegt. Die Festsetzung von Überschwemmungsgebieten ist im Wasserhaushaltsgesetz (WHG) vorgegeben, um Hochwasser-Risiken entlang von Gewässern vorzubeugen. Der Hamburger Senat hatte 2017 die Festsetzung von zehn Überschwemmungsgebieten in der Stadt beschlossen. Diese sollen von einer Bebauung freigehalten werden.

Dazu Christiane Blömeke: „Die Auswirkungen des Klimawandels mit zunehmenden Hochwasserereignissen sind in Hamburg mittlerweile deutlich zu spüren und sie werden sich in den kommenden Jahren drastisch verschärfen. Wir sind daher zwingend auf intakte Überschwemmungsflächen angewiesen. Diese mit Kunstrasenanlagen zu verbauen, ist verantwortungslos.“

Auch Hamburg Wasser habe in seinem Regenreport Ende letzten Jahres hervorgehoben, dass die Stadt zur „Schwammstadt“ werden müsse, die in der Lage ist, bei Starkregenereignissen große Wassermassen zu speichern.

Der BUND betont, dass die derzeitige Grünland-Fläche wertvoll sei für die Natur und das Stadtklima und als Prüffläche für den Biotopverbund gelte. „Diese Fläche mit gleich fünf Kunstrasenplätzen zu überbauen und die Natur durch Plastik zu ersetzen, ist ein grober Eingriff in den Naturhaushalt der Stadt“, so Christiane Blömeke.

Der BUND sieht sich in seiner ablehnenden Haltung durch Ausführungen einer aktuellen Fraunhofer Studie bestätigt, die von Kunstrasensportplätzen in Überschwemmungsgebieten abrät. Die Studie zeigt auf, dass es bei Kunstrasenplätzen zu extremen Faserverlusten kommen kann. Diese würden bei Überschwemmungen an der Kollau direkt in das Gewässer eingetragen.

„Wenn an dieser Stelle Kunstrasenplätze errichtet werden, nimmt die Stadt den Eintrag von Mikroplastik in die Kollau billigend in Kauf. Bei aller Sympathie für den Sport und den FC St. Pauli: Diese Flächen sind für die Erweiterungswünsche des Vereins tabu“, so die Landesvorsitzende des BUND.

Für Rückfragen:

Paul Schmid, BUND-Pressesprecher, Tel. (040) 600 387 12

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