BUND-Landesverband Hamburg

Frankreich als Lehrbeispiel: Kernenergie ist das Problem, nicht die Lösung

28. September 2022 | Atomkraft

BUND-Kommentar zu Streckbetrieb 40 Jahre nach Brokdorf-Protesten

Angesichts der Pläne Robert Habecks und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, zwei deutsche Atomkraftwerke bis zum Frühjahr 2023 weiterlaufen zu lassen, wird die Problematik der Kernenergie augenscheinlich. Dazu Martin Mosel, stv. Vorsitzender des BUND Hamburg:

„Die französischen Atommeiler sind marode und größtenteils arbeitsunfähig. Trotzdem will Deutschland nun selbst wieder auf eine atombasierte Stromversorgung zurückgreifen. Das ist absurd.

Der BUND Hamburg widerspricht deshalb vehement den Forderungen im Hamburger Senat, insbesondere zuletzt von Finanzsenator Dressel, nach einer Laufzeitverlängerung der sicherheitsgefährdenden fossilen Atomenergie. Im stillgelegten Hamburger Atomkraftwerk Brokdorf lagern bis heute 233 Brennstäbe, die nicht auf regulärem Weg entsorgt werden können, 170 davon sind defekt. Erst im Juli dieses Jahres ereignete sich ein Unfall durch Absturz eines Brennelements in dem mit Wasser gefüllten Lagerbecken. Auf diese Technologie zu setzen, ist schlichtweg eine Kamikaze-Politik, welche jetzt durch die Mangelsituation im auf Atomenergie angewiesenen Frankreich eindrucksvoll deutlich wird.

Gerade einmal ein Prozent des gesamtdeutschen Energiemixes wird derzeit aus Atomkraft gewonnen. Dass sich in Hamburg die Industrie und der Senat überhaupt damit beschäftigen, ist Ausdruck einer fehlgeleiteten Politik. 40 Jahre nachdem aus den Protesten gegen den Bau des Atomkraftwerks Brokdorf heraus sich ein bis heute immer stärker werdendes zivilgesellschaftliches Umweltbewusstsein aufbaute, ist es Zeit für einen vorwärts gerichteten konsequenten Umstieg auf Erneuerbare Energien ohne neue fossile Lock-ins. Senator Dressel, der sich im März medienwirksam für die vorgebliche CO2-Neutralität des Hamburger Flughafens feiern ließ, hätte dank Hamburgs Rolle als Mehrheitseigner des Flughafens einen deutlich wirksameren Hebel gegen Gas- & Energieknappheit als die ewige Forderung nach einem Wiedereinstieg in die Atomkraft: Er könnte den Einfluss der Stadt nutzen, um Urlaubs- und andere Flüge unattraktiv zu machen und Kurzstreckenflüge zu unterbinden.“

Für Rückfragen:
Paul Schmid, BUND-Pressesprecher, Tel. (040) 600 387 12

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